Beiträge

Vogelflug

Die Flügel ausbreiten und wie ein Vogel über die Berge fliegen. Schweben. Aufwinde nutzen. Gleiten. Von oben draufschauen und sehen, wie selbst die Berge klein werden. Die Probleme hinter mir, unter mir immer kleiner werden lassen. Ein Traum. Mein Traum!

„Schau doch einfach weg!“ „Wechsel doch einfach die Stelle, suche dir einen anderen Job!“ „Das kannst du auch einfacher haben!“ Irgendwann weißt du nicht mehr, ob es deine eigene Stimme oder die Stimme der anderen ist, die die Lösung parat hat. So verlockend einfach klingt sie.

Wie ein Vogel über die Berge fliegen – was so frei und erhaben klingt, ist im Alltag jedoch kein Fliegen, sondern eher ein Fliehen. Eine Flucht vor den Aufgaben, den Problemen, den Auseinandersetzungen – verständlich, aber nicht zielführend. – Es sei denn, der Vogelflug, den ich mir in Gedanken ausmale, katapultiert mich versuchsweise einmal in die Draufsicht, die Übersicht über einen Konflikt. Ich schließe die Augen, breite meine inneren Flügel aus.  Ich gleite empor und habe einen unverstellten Blick aufs Gewimmel und sehe alles einmal von oben und im Zusammenhang.

Auch die Psalmen, die Lieder im Alten Testament kennen diese Vorstellung, diesen Wunsch, die Flügel auszubreiten, aus der verstrickenden Enge menschlicher Sorgen zu fliehen und himmlische Übersicht zu gewinnen. „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Gehalten von Gott drehe ich ein paar himmlische Runden über meine Sorgen und sehe sie etwas kleiner und von oben, gewinne neue Perspektiven auf sie und lande sanft und verändert.