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Unterjocht

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mich schon wieder vor deinen Karren spannst!“ Jetzt ist es raus und der Kollege schaut mich groß an. „Wie?“ Es entbrennt eine hitzige Diskussion und er findet, ich rege mich mal wieder viel zu viel auf. Und als Krönung kommt er mir mit einem Jesus-Wort: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Echt jetzt!? Ich habe es noch nie gemocht, dieses Wort mit dem Joch. Das so zwingend und schwer auf einem liegt und das ich dennoch fast freudig auf mich nehmen soll. Als Lernprojekt sozusagen. Thema: Sanft- und Demut üben. Die Antworten eines Freundes, als ich ihm von meinem Streit erzähle, faszinieren mich: „Unter ein Joch passen immer zwei Ochsen und zu zweit ist man weniger allein!“ Und: „Und unter einem Joch bist du nach vorne ausgerichtet, du kannst dich gar nicht umdrehen, du hast also eine Orientierung.“

Das erschließt mir dieses Bild vom Joch neu, geben ihm eine neue Farbe. Und ich muss schmunzeln, weil ich merke, wie auf einmal meine Abwehr gegen das Joch, von dem Jesus spricht, schmilzt. Es wird zu einer wirklichen Alternative zu den Lasten, die ich mit mir herumtrage, unter denen ich mich ganz allein und auch orientierungslos fühle und es vielleicht auch bin. Sanftmut und Demut könnten vielleicht doch noch ein Thema für mich sein. Aber seine Arbeit soll der Kollege trotzdem selber schaffen.