Spur

Die Fußabdrücke, die sich in der braunen Erde abzeichnen, sind deutlich zu erkennen. Das markante Profil der Gummistiefel hat sich in die nasse Erde eingegraben und einen Abdruck hinterlassen. Fasziniert folge ich dieser Spur, die sich vor mir herzieht, denn es ist meine Spur – von vor einigen Tagen. Als ich im Regen genau denselben Weg gegangen bin.
Heute dagegen ist es trocken und auf meinem Weg hinterlasse ich keine Spur. Ich versuche, in meinen Fußstapfen von gestern zu gehen, doch das ist schwieriger als gedacht, genauso aufzutreten wie gestern.
Ich würde sie gerne haltbar machen, meine Spur, irgendwie fixieren für morgen und darüber hinaus – verewigen. Was würden Nachfolgende daraus lesen können? Sicherlich meine Schuhgröße, vielleicht auch mein Gewicht und sie würden sehen, wo ich mit meinem Hund lang gegangen bin. Aber würden sie auch meine Gedanken, Sehnsüchte und Träume lesen?
Ich möchte die Spur halten, mich an sie halten, doch ich merke, dass ich heute schon eine andere bin als gestern und das ist auch irgendwie gut so.
Der nächste Regen wird die Spur aufweichen, das kommt mir in den Sinn – so hart sie jetzt auch in die Erde eingebrannt ist. Meine Spur wird dann den gewohnten Gang der Schöpfung nehmen. Sie wird sich auflösen in die große Spur Gottes, in der alle Spuren zusammenlaufen, und ich bin in all meiner Veränderung ein Teil davon.