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Spanische Grippe

Die spanische Grippe heißt überall anders. Also diese Pandemie, der vor hundert Jahren geschätzte 50 Millionen, andere behaupten sogar 150 Millionen, zum Opfer gefallen sind. Spanische Grippe hat sich durchgesetzt, weil die Spanier damals als erste darüber offen berichten durften. In allen anderen Ländern wurde verschleiert, vertuscht und abgewiegelt. Natürlich wollte keiner schuld sein, dass irgendwo ein Virus auf den Menschen übergesprungen war.

Im Senegal hieß die Krankheit die brasilianische Grippe, in Brasilien die deutsche Krankheit und in Polen die Bolschewikenkrankheit. Einfach so, wie es Menschen vor Ort gerade am besten ins eigene Feindbild reinpasste. Wo sich der erste Mensch tatsächlich damit infiziert hat, ist bis heute ungeklärt. Wahrscheinlich ist das Virus irgendwo im Mittleren Westen der USA  vom Schwein auf den Menschen übergesprungen. Kein Wunder, dass die Virologen vor ein paar Jahren hektisch aufgeregt waren, als ein Verwandter des Killer-Virus von damals bei Menschen festgestellt wurde. Stichwort: Schweinegrippe. Sie erinnern sich?!

Immerhin hat man kein Land dafür verantwortlich gemacht. Es gab keine Schuldzuweisungen von Regierungen, die selbst den viralen Saubermann mimen und von eigenen Versäumnissen ablenken wollen. Corona hat das nun wieder verändert. Längst tobt eine Medienschlacht zwischen den USA, China und noch ein paar anderen Ländern, die sich gegenseitig die Schuld an der Pandemie zuschustern.

Eine Pandemie hat also immer auch mit Politik zu tun. Auch mit Schuld und dem Versuch, sie auf andere abzuschieben. Wer frei ist von Schuld, werfe den ersten Stein, hat Jesus mal gesagt. Also: Besser die Steine liegen lassen und gute Politik machen. Menschenfreundliche, sachorientierte Politik – statt Schuldige suchen am eigenen Versagen.