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Skandal

Wer mit uns rauffährt, fährt auch wieder mit uns runter. Das ist die Ansage der Bild-Zeitung an die Republik. Egal, ob DFB-Chef, Wirtschaftsboss oder Bundespräsident. Jeden kann es erwischen – Hauptsache, aus dem Skandal lässt sich was machen. Denn: Skandalisierung ist in. In kurzer Zeit ist der Ruf ruiniert, sind Karrieren im Eimer, steht mancher vor den Trümmern seiner Existenz. Rufmord als Masche. Längst hat auch die Internet-Community das Spiel entdeckt und spielt es mit Freude mit.

Auch zu biblischen Zeiten gab es das im Grunde schon. Jesus konnte das nicht leiden. Wenn sich manche am Elend der anderen freuen, egal ob sie etwas ausgefressen hatten. Dabei waren sie meistens nicht viel besser. Selbst genug Dreck am Stecken, bloß hat das – noch – keiner gemerkt. Besonders auf die Pharisäer hatte Jesus es abgesehen. Ein paar tausend Anhänger dieser Religionspartei gab es. An sich waren sie brave Bürger, ehrenamtlich aktiv und haben auch viel gespendet. Aber dass sie sich für was Besseres hielten, auch auf vermeintlich schräge Vögel abschätzig herabschauten, das hat Jesus wütend gemacht. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Und: Wer frei ist von Schuld, der werfe den ersten Stein – hat er gesagt. Ein Spruch, mit dem er ganz nebenbei eine junge Frau vor dem tobenden Mob gerettet hat. Nein, Jesus mag die scheinheilige Empörung der Leute nicht hören. Kehrt gefälligst erst mal auf dem eigenen Mist. Betreten schleicht eine ehemals empörte Menge davon. Mit einem Mal betroffen ob der eigenen Überheblichkeit. Macht was anders – das hat ihnen Jesus ins Stammbuch geschrieben. Und das ist heute noch mindestens genauso aktuell wie damals.