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Canossa

Wer in Saarbrücken studiert hat, kennt es. Das Canossa, bis 2018 die legendäre Kneipe an der Uni. Wer dorthin gegangen ist, hat sich eine Auszeit genommen vom stressigen Lernen oder kniffligen Prüfungen. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Anders als im originalen Canossa. Denn ihren Namen hat die Kneipe von einer Burg in Norditalien. Vor knapp tausend Jahren steht sie im Mittelpunkt er Weltpolitik. Mitten im Winter hat sich der Papst dort verbarrikadiert. Denn der deutsche Kaiser ist im Anrollen. Der Papst hat ihn aus der Kirche geworfen und fürchtet, dass es ihm nun an den Kragen geht. Kein Wunder. Seit Jahren nennt ihn Kaiser Heinrich nur Hildebrand, den falschen Mönch. Jetzt wird es brenzlig, so denkt er. Doch dann die Überraschung. Heinrich bittet um Entschuldigung, kommt drei Tage nacheinander ans Tor – im Büßergewand. Barfuß stapft er durch den eisigen Schnee. Drei Tage lässt der – wohlgemerkt erleichterte – Papst den Kaiser schmoren, dann öffnet er ihm das Tor und die beiden versöhnen sich. Der Gang nach Canossa ist sprichwörtlich geworden. Wer zum Chef gerufen wird oder was ausgefressen hat, der weiß darum. Mit wackligen Knien und offenem Ausgang. Das zumindest war in der Kultkneipe an der Uni anders rum. Da ist man eher mit wackligen Knien wieder rausgekommen.