Sehen

Ich fotografiere gern, in letzter Zeit häufiger. Bilder zu machen – überraschend, unerwartet, provozierend –, fordert mich heraus. Es macht mir Spaß, ungewöhnliche Perspektiven zu entdecken. Ich möchte Wirklichkeit abbilden, aber nichts verfälschen oder nachträglich in eine andere Wirklichkeit umdeuten.
Vertrauen Sie eigentlich dem, was Sie sehen?
Wir alle brauchen das nämlich – Vertrauen in das, was wir sehen, Vertrauen in Bilder, die vor uns liegen. Wenn ich nicht mal mehr dem vertrauen kann, was da – schwarz-weiß oder bunt – vor mir liegt, wem oder was kann ich dann überhaupt noch trauen? Bilder zeigen die Wirklichkeit. Daran möchte ich festhalten.
Natürlich weiß ich, dass Bilder gefälscht werden können. Diese Möglichkeit haben Menschen schon lange genutzt. Und durch künstliche Intelligenz kann man so perfekt fälschen, dass auch Profis den Unterschied nicht bemerken. Ergebnis: Fake-News machen die Runde. Manche trauen diesen „alternativen Fakten“, andere widersprechen. Einigung auf eine gemeinsame Wirklichkeit nicht mehr möglich.
Beim Fotografieren einen magischen Augen-Blick einzufangen, das gibt mir ein großes Glücksgefühl. Ein schönes Bild zieht mich in seinen Bann.
Ein bisschen misstrauisch bin ich manchmal schon, wenn ein Bild zu perfekt, ein Augen-Blick zu makellos ist. Aber eigenen Eindrücken oder dem Bild, das vor mir liegt, gar nicht mehr trauen – das ist für mich keine Alternative. Dann werde ich wohl damit leben müssen, mich manchmal zu täuschen. Werde dafür aber auch mit besonderen Eindrücken belohnt.