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Rückblick

Dein Rückblick auf 2024! Immer mehr Geschäfte und Organisationen nutzen ihre Daten über mich, um mir am Anfang eines Jahres Rückblicke zu senden. Mein Musikstreamingdienst zum Beispiel stellt mir meine Lieblingsplaylist des vergangenen Jahres zusammen. Ich war fast ein wenig erstaunt, welches Lied ich wirklich letztes Jahr am öftesten gehört haben soll.

Selbst meine Buchhandlung hat mir Mitte Januar noch eine Mail geschrieben und mir die Highlights meines Lesejahres mitgeteilt. Mir wurden sogar die Stunden vorgerechnet, die ich mit dem Lesen der Bücher verbracht habe. Sie gehen übrigens davon aus, dass ich 1,7 Minuten brauche, um eine Seite zu lesen. Spätestens daran habe ich gemerkt, dass sie mich nicht wirklich kennen.

Schön und erschreckend zugleich finde ich diese Rückblicke, weil sie mir im ersten Moment das Gefühl geben, persönlich angesprochen zu werden. Und doch wird mir klar, dass sie nur der Kniff eines Algorithmus sind. Der zwar meine Daten, aber deswegen noch lange nicht mich kennt.

Dein Rückblick auf 2024! Ich stelle mir vor, Gott würde mir einen Rückblick auf das Jahr 24 schicken, Anfang Februar, weil er vorher nicht dazu gekommen ist. Würde er mir dann meine Gottesdienstbesuche des letzten Jahres vorhalten? Oder vorrechnen, wie oft ich gebetet habe und in welchen Situationen, nach dem Motto: Im Durchschnitt betest du 2,8 Minuten und meist bei krisenhaften Gelegenheiten und geflucht hast du am meisten im Auto.

Ich hoffe, mal nicht. Vielleicht könnte seine Botschaft eher so lauten:

„Im letzten Jahr hattest du einige schwere Zeiten, das habe ich wohl gesehen und ich war immer dabei, selbst, wenn du es nicht gemerkt hast. Ebenso in den Zeiten, in denen du dich gefreut hast. Und auch in diesem Jahr will ich dich begleiten.“