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Rotzlöffel

Fluchen wird ja allgemein als Unsitte angesehen. Der Kabarettist Gerhard Polt ist da anderer Meinung. Für ihn ist Fluchen eine Kunst. Und vor allem sein bayrischer Heimatdialekt verfügt da über einen großen Reichtum. Schimpfen sei darüber hinaus ein kreatives Ventil. Fantasie ist allerdings angesagt, damit es nicht so plump rüberkommt. Und so mancher Fluch kann sich regelrecht liebevoll anhören. Schwammerlkopf bezeichnet zum Beispiel jemanden, der ein wenig begriffsstutzig ist.

Auch Martin Luther liebte es deftig. Seinen Widersachern warf er gerne drastische Bezeichnungen an den Kopf. Einen bezeichnete er als Rotzlöffel. Ist heute noch in Gebrauch. Was ist eigentlich genau damit gemeint? Denn es handelt sich ganz klar nicht um ein Besteckteil. Ein Rotzlöffel ist ein junger, unerzogener Mensch, der noch seinen eigenen Rotz ableckt, also noch nicht gelernt hat, dezent zu schnäuzen oder gar ein Taschentuch zu benutzen. Ein Rotzlöffel ist noch unerfahren, man kann ihn nicht für voll nehmen.

Ich zum Beispiel fluche gerne beim Autofahren. Vorausgesetzt, ich sitze alleine drin. Aber Gerhard Polt wäre nicht zufrieden mit mir. Mein Repertoire ist armselig und einfallslos.

Tölpel ist übrigens auch so ein Luther-Begriff. Er verwendet ihn für welche, die ungeschickt, einfältig und unbeholfen sind. Hat er aus dem Tierreich entlehnt. Der Tölpel ist ein Seevogel, der auf dem Land ziemlich unbeholfen herumwatschelt. Aber: In der Luft ist er ein eleganter Segler. Fluchen kann auch nett sein!