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„Rahab“

Oben im Himmel – ja – da ist Gott – da kann Gott auch ganz gut Gott sein. So für sich und seine himmlischen Heerscharen. Das kann ich mir gut vorstellen. Gottesbilder meiner Kindheit: Gott in all seiner Pracht und Herrlichkeit, in Glanz und mit Gloria. Umgeben von Engeln und flauschig weißen Wolken.

Aber unten auf der Erde? Was hätte Gott hier verloren? Hier ist eh nicht genug Platz.

„Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.“

Kein gebildeter Lehrer Israels, kein alter weißer Mann spricht im Alten Testament diesen Satz, sondern Rahab, eine Frau mit eher zweifelhaftem Ruf. Sie wohnt allein und an der Stadtmauer. „Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.“ Diesen Satz sagt sie nicht einfach daher, sie lebt diesen Satz – als selbstbewusste Frau, die andere bei sich beherbergt – egal welcher Herkunft und welchen Glaubens. So nimmt sie zum Beispiel flüchtende Männer bei sich auf und hilft ihnen. Und sie tut dies gegen den Willen der Landsleute. Sie fühlt sich von Gott mehr angesprochen als von den Mächtigen, die ihren Gästen nach dem Leben trachten.

Sie horcht auf und hört Gott zu. Sie nimmt den fremden, himmlischen Gott ernst – und zwar unten in ihrem Leben, und sie rettet damit Leben, das der Geflüchteten, ihr eigenes, und das ihrer Familie.

Eine starke Geschichte, die Mut macht, Gott im Himmel und auf der Erde wahrzunehmen.