Nur Geld
Ein irisches Sprichwort lautet: ‚Manche Menschen sind so arm, dass sie nur Geld haben‘. Andere sagen jetzt vielleicht ‚So arm wäre ich gerne‘. Allerdings fehlt denen dann offensichtlich der Blick für den Reichtum des Lebens. Viel Geld zu haben, klingt zwar verlockend. Was ich mir alles leisten könnte … Aber genießen kann ich das alles doch nur, wenn es mir umfassend gut geht. Wenn ich Freundinnen und Freunde habe, die sich freuen, wenn sie mich sehen. Wenn ich eine Nachbarschaft habe, vor der mir nicht graut und wenn ich auch relativ gerne zur Arbeit gehe. Und wenn ich dazu noch gesund bin, das wäre ja auch nicht zu verachten. Natürlich: Ohne Geld geht vieles nicht oder nicht so gut. Und jeder darf froh sein, wenn er nicht jeden Euro zweimal umdrehen muss, bevor er sich etwas kauft. Aber nur Geld allein ist zum Leben viel zu wenig.
Jesus hat das mal so ausgedrückt: „Was würde es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.“ Jesus spielt damit auf eine Erfahrung an, die so alt ist wie die Menschheit: Immer wieder träumen Menschen den Traum, dass sie sich selber genug sind, dass sie nur genug Geld und Güter brauchen, um gut leben zu können. So nach dem Motto: Mein Haus, mein Auto, meine Yacht. Der Traum, selbstbestimmt und unabhängig zu leben ist ein schöner Traum – wenn alles glatt geht.
Aber manchmal merke ich, wie gut es mir tut, dass mir da ein Mensch einen guten Morgen wünscht oder mir die Türe aufhält. Wie wertvoll es ist, dass ich zum Leben anderer Menschen dazugehören darf. Wie kostbar, dass sich Menschen Zeit nehmen, wenn ich das brauche. Oder wie schön ist es, wenn es jemanden gibt, der sich dafür interessiert, wie es mir geht und wie ich mich fühle. Dann spüre ich Leben, das ich mir mit Geld nicht kaufen kann. Dann gewinne ich Hoffnung, Vertrauen und Lebensmut. So erschließt sich mir erst wirklich die Weite und Vielfalt menschlichen Seins. Jesus hat recht: Was würde es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.