Nur ein bisschen Friedhof
Eigentlich arbeiten Pfarrer ja nur sonntags eine Stunde. Aber manchmal gibt’s Ausnahmen. Da müssen Sie zum Beispiel auf den Friedhof. Zu Beerdigungen. Nun könnte man einwenden: Das dauert ja in der Regel auch nicht mehr als eine Stunde. Aber das stimmt dann doch nicht so ganz. Es kommt schon mal vor, dass Sie Menschen beim Sterben begleiten. Sie sitzen auf der Bettkannte, halten die Hand, reden mit den Angehörigen. Manchmal reicht es, einfach gemeinsam auszuharren.
Spätestens beim Trauergespräch sind Sie sicher als Ansprechpartner gefragt. Die Hinterbliebenen kommen zu Ihnen oder umgekehrt. Oft fließen Tränen. Oft wird auch gelacht, ein ganzes Leben ausgebreitet, mit allen Höhen und Tiefen. Da kommen Erinnerungen hoch, die schon längst untergegangen waren. Man sitzt zusammen und lässt ein Leben Revue passieren. Manchmal ist das furchtbar traurig, manchmal auch fröhlich, immer ist es bewegend.
Nach solchen Gesprächen müssen Sie das Gehörte umsetzen. Da muss eine gute Trauerfeier draus werden. Mit einem unverwechselbaren roten Faden. Die Lieder müssen passen, die Psalmen, die biblischen Geschichten. Du sollst nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber auch nicht unpersönlich sein. Du sollst nichts beschönigen, aber auch nichts Schlechtes sagen. Manchmal ist das gar nicht so einfach.
In der Trauerhalle beginnt dann der Gottesdienst. Und eigentlich kommt es kaum noch vor, dass kein Handy klingelt. Daran bist Du schon gewöhnt. Und du beobachtest, wessen Handy das ist und wie der Klingelton zu seinem Besitzer passt und bist gespannt, ob’s gleich wieder klingelt. All das hast du im Blick – und im Ohr, während du betest, singst und predigst. Auf dem Weg zum Grab musst du dafür Sorge tragen, dass alle mitkommen, dass das Tempo den Langsamsten angepasst wird. Am Grab ist es hin und wieder besonders heikel. Es kommt schon vor – zum Glück nur selten, dass jemand zusammenbricht. Dann braucht man schnell eine Sitzgelegenheit, etwas zu trinken, eine Decke. Das passiert nicht häufig, aber Du musst auf derlei Dinge gefasst sein. Auch das gehört zu einem normalen Pfarreralltag.