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Nomen est omen

Sie heißten Erwin, Herbert oder Gertrud. In ein paar Jahren werden es Axel, Steffi oder, so wie ich – die Ralfs sein: potentielle Opfer für den Enkeltrick. Gezielt ausgewählt anhand ihrer Vornamen aus Telefonbüchern oder dem Internet. Ihre Namen verraten sie als Angehörige einer bestimmten Generation – eben die, die Enkel haben, um die sie sich sorgen. Außenstehende halten sie oft für dämlich, weil sie so leicht auf die Betrüger reinfallen. Aber das stimmt nur bedingt. Denn die Masche der Betrüger wird immer besser. Inzwischen können sie sogar mit Künstlicher Intelligenz die Stimmen von Verwandten täuschend echt simulieren. Dazu sind die Geschichten, die von den Betrügern aufgetischt werden, klug durchdacht. Gezielt triggern sie, wo Menschen am Empfindlichsten sind: bei der Sorge um Kinder und Enkel. Kaum jemand, der hier nicht alles tun würde, nur damit es den geliebten Enkelkindern gut geht.

Dabei ist so viel Familiensinn ja eigentlich ein Segen. Auch wenn die Kinder der Enkel-Ausgetricksten den Kopf über ihre Naivität schütteln. Aber was gibt es schließlich Wichtigeres als die Familie. Wo keiner mitansehen kann, wenn es anderen schlecht geht. Ein Hoch also auf Erwin, Herbert, Gudrun und wie sie alle heißen oder in Zukunft heißen werden. Einfach himmlisch, wie sehr sie ihre Enkel lieben, dass sie buchstäblich das letzte Hemd für sie geben würden. So himmlisch, dass auch der Himmel selber davor Respekt hätte.