Na ja

„Na ja“ – irgendwie enttäuscht und nicht gerade zufrieden kommt dieses „Na ja“ aus dem Mund des Jungen. „Na ja“ – ein zweifelnder Schlusspunkt am Ende eines Tages, eine Zusammenfassung mit wenig unter dem Strich, denn dieses „Na ja“ ist sein Kommentar am Ende des Nachtgebets, das er abends im Bett mit seinem jüngeren Bruder und seinem Vater spricht. „Lieber Gott, vielen Dank für diesen Tag.“ Und dann folgt normalerweise noch die ein oder andere Konkretion. Das kann nicht immer ein Höhepunkt sein, Spielen mit Freunden, eine gemeinsame Aktion, ein Schwimmbadbesuch. Aber was bleibt am Ende eines verregneten Tages irgendwann am Anfang des Jahres, der einem nur so durch die Finger geronnen ist? „Für den freien Tag!“ rettet der kleine Bruder das Gebet, beendet das peinliche Schweigen und der Vater ist froh, dass sie doch noch etwas gefunden haben.
„Na ja“, platzt es aus dem Großen heraus, und der Vater spürt genau, dass der Junge sich eigentlich mehr erwartet hat, von diesem Tag, vom Leben an einem Samstag im Winter.
„Recht hat er!“ denke ich, als mir ein Bekannter von seinen Söhnen und dem Naja!-Nachgebet erzählt. Und mein Herz, das zu oft selber schon „Na ja!“ gesagt hat, ist ganz bei dem Jungen: Gib dich nicht mit wenig zufrieden, mach etwas aus deinem Leben, gestalte die geschenkte Zeit so, dass du abends nicht „na ja“ sagen musst. Zugleich wünsche ich ihm, dass er auch Alltägliches und Kleines – einen freien Tag ohne besondere Höhepunkte – schätzen lernt. Denn guten Mut zu haben bei all seinen Mühen, Großes im Kleinen wachsen zu sehen, das ist eine Gabe Gottes.
Möge Gott sie uns allen schenken.