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Müüselich und erquieken

„Was ist eigentlich müüselich und erquieken?“, fragt ein Schulkind. Wir lesen gerade in der Bibel. Jesus sagt da: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“

Die Kinder sind ratlos. Sie vermuten was mit Müsli und Quieken, wie es kleine Schweinchen tun. Ich versuche es mit einer modernen Variante: sich abmühen, Ruhe schenken. Das verstehen die Kinder. Aber sie sind begeistert von diesen zwei altmodischen Wörtern. Die ganze Schulstunde rufen sie immer wieder „erquieken“ und „müüselich“. Sie finden das toll und sind stolz auf ihren erweiterten Wortschatz. Sie reichen sich Trinkflaschen mit dem Hinweis: „Sei nicht mehr mühselig, ich will dich erquicken!“

Da sage einer, altmodische Sprache sei langweilig! Wir reden stundenlang über diese beiden Wörter. Und die Kinder finden, dass Erquicken viel mehr bedeutet als Ruhe schenken oder Freude spenden. „Erquicken ist mehr“, sagen sie. „Wach machen“, „Erfrischung“, „jauchzen“, „wie einen Köpper ins Wasser machen, wenn es heiß ist“ nach einem anstrengenden Schultag, der mühselig und beladen war. Und dann noch der Heimweg mit dem schweren Ranzen. Erst recht beladen. Da braucht man dringend Erquickung!

Die Kinder wollen nichts wissen von modernen Bibelübersetzungen. Sie finden die altertümliche von Martin Luther toll.

Dabei ist “erquicken” keine Luther-Erfindung. Das Wort gab’s schon lange vorher. Da heißt „quicken“ „lebendig machen“. Also auf ins Leben! Wie ein Köpper ins kühle Nass!