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Migrant

Mein Freund ist Migrant. Er hat seine Heimat verlassen, auch, wenn es ihm schwergefallen ist. Seine Eltern waren traurig darüber, aber natürlich haben sie ihn ziehen lassen. Und mit ihm sind seine Frau und seine Kinder gegangen. Sie haben alles aufgegeben in der Heimat, um woanders einen neuen Anfang zu machen. Es ging ihm, das sagt er offen, um bessere berufliche Perspektiven, um ein Umfeld mit weniger Kriminalität und eine bessere Schulbildung für die Kinder. Wirtschaftsflüchtling würde man ihn wohl nennen.

Solche wie ihn gibt’s schon immer. Jedesmal, wenn sich irgendwo die Lebensverhältnisse verschlechterten, haben Menschen ihr Land verlassen und anderswo ihr Glück gesucht. Seit Jahrtausenden geht das schon so, herzzerreißende Geschichten sind uns überliefert. Besonders gut kann man sie in der Bibel nachlesen. Zum Beispiel die Geschichten von Abraham, der seine Heimat im heutigen Irak verlässt. Oder Ruth, die ihrer Schwiegermutter nach Israel folgt, in eine für sie damals ungewisse Zukunft. Aber, so die Hoffnung, in einer neuen Heimat gibt es für sie auch ein neues, besseres Leben. Kein Wunder, wenn es Flüchtlinge schon seit diesen Urzeiten schwer haben.

Mein Freund ist Migrant. Er hatte das Glück, dass er schnell Fuß gefasst hat. Dass er auf Menschen getroffen ist, die ihm und seiner Familie das Ankommen leicht gemacht haben. Natürlich vermisst er seine alte Heimat, Eltern, Freunde. Aber er hat neue Freunde gefunden, dazu einen Beruf, den er in der alten Heimat so nicht hätte finden können.

Wie gesagt: Mein Freund ist Migrant – er hat vor ein paar Jahren Deutschland verlassen und arbeitet heute als Professor in der Schweiz.