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Me first?

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Alter Spruch. Vermutlich kommt daher auch der Drang, im Urlaub Sonnenliegen schon früh per Handtuch zu reservieren. Auch wenn ich gar nicht vorhabe, sie zu benutzen…

Bei Jesus gilt diese Regel nicht. Die Letzten werden die Ersten sein, sagt er. Was er genau damit meint, entschlüsselt er in einer ziemlich provozierenden Geschichte. Sie handelt von Tagelöhnern, die einen Job suchen. Es ist Zeit der Weinlese. Da wird jede Hand gebraucht. Ein Winzer engagiert schon früh am Morgen alle, die er kriegen kann. Aber er merkt: Es sind bei Weitem nicht genug. Also sammelt er über den Tag verteilt immer noch mehr Arbeiter. Mit jedem einzelnen vereinbart er einen Silbergroschen Tageslohn. Das ist die übliche Summe, die man zum Leben braucht. Alle sind damit einverstanden.

Am Abend ist Lohnauszahlung. Und alle kriegen ihren Silbergroschen – wie vereinbart. Aber die, die schon am Morgen da waren, sind plötzlich unzufrieden. Warum? Weil alle, die nach ihnen gekommen sind, das Gleiche kriegen. Das ist in ihren Augen ungerecht. Der Vergleich mit den anderen macht sie sauer. Hätte jeder seinen Lohn unter vier Augen eingestrichen – alles wäre in Ordnung. Nur das Schielen auf den anderen verändert alles und bringt Unfrieden.

Jesus mutet den Leuten echt was zu! Was wir als gerecht empfinden, findet er ungerecht. Aus einem einfachen Grund: Die, die später zum Arbeiten gekommen sind, hätten nicht genug zum Überleben, wenn sie nur einen Teil des Lohnes bekommen hätten. Für ihn ist gerecht, wenn alle genug haben, um leben zu können.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Mag wohl sein. Aber genügend Mehl sollte jeder kriegen.