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Luder Martin

Er steht kurz vor seinem größten Auftritt. Im Worms, vor dem Kaiser und den Fürsten Deutschlands. Da ändert er noch schnell seinen Namen. Ein Name, unter dem er bis heute legendär geworden ist. Luther, Martin Luther, Reformator und einer der bekanntesten Deutschen. Der Name ist Programm, ein theologischer Künstlername sozusagen. Zusammengesetzt aus seinem damals wie heute wenig schmeichelhaften Familiennamen Luder und dem griechischen Wort für einen befreiten Menschen. Denn so fühlte er sich 1517, kurz bevor die Reformation begann. Hatte als Professor für Neues Testament besonders Briefe von Paulus gelesen, immer wieder. Dann, irgendwann ging ihm ein Licht auf. Befreiend, wie ein Tor ins neugeschenkte Leben. Gott will nicht bestrafen, sondern befreien. So in Kurzfassung. Eleutherius nannte er sich zwischenzeitlich, so das griechische Wort für den Befreiten. Doch schon nach wenigen Monaten kombiniert er. Setzt seinen alten Namen und seine neue Existenz zu dem Namen zusammen, unter dem wir ihn kennen. Martin, der von Gott Befreite, heißt ab jetzt Luther. Zieht aus seinem Geburtsnamen in Kombination mit der gewonnen Freiheit Kraft, die Welt aus den Angeln zu heben. Was heute ganz selbstverständlich klingt, war für ihn das Ergebnis eines mühsamen Ringens. Uns kommt sein Künstlername heute ganz selbstverständlich vor. Aber das liegt vielleicht auch an der Freiheit, die er für die moderne Welt neu entdeckt hat. Eine christliche Freiheit, die in unserem Kulturkreis nicht mehr wegzudenken ist.