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Kostet nichts

Auf Flohmärkten staune ich immer wieder, was Leute aufheben und andere kaufen. Das Lesebuch aus der dritten Klasse. Das Waschbrett, auf dem Oma die Wäsche rubbelte und Onkel Heinz Skiffle-Musik machte.

Seltsam: Das alles kostet Geld, manches sogar sehr viel. Und ich habe viele alte Dinge aus meinem Keller weggeworfen, weil ich dachte, sie wären wertlos! Was könnte ich mit diesem Kram heute verdienen! Andererseits: Hätten alle Leute alles aufgehoben – dann wäre ja alles noch da – und deswegen nichts wert. Nachfrage macht Preise. Was alle haben, kauft niemand, logisch.

Das heißt im Klartext: Das meiste muss erstmal kaputt gehen, damit der Rest was kostet. So kommt Plunder zu Wert und Ansehen. Aber – wie steht es mit all dem, was ich sehr wohl brauche und was ebenfalls immer seltener wird? Vieles liegt sozusagen auf der Müllkippe, muss teuer bezahlt werden, seit es selten ist, nicht mehr selbstverständlich und reichlich überall verfügbar. Ich rede zum Beispiel vom guten Umgang mit den Mitmenschen.

Andere so zu behandeln wie ich von ihnen auch behandelt werden möchte. Ist das nichts wert, weil es nichts kostet? Unsinn! Zudem kostet es ja was: Mitgefühl, Aufmerksamkeit, Verständnis: Man muss sich in andere hineinversetzen. Gewiss: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Als ironische Anmerkung ertrage ich das. Als konkrete Anleitung gehört es eher zum Müll als auf den Flohmarkt.

Jesus hält ganz schlicht dagegen: Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Na also! Einfach, alltagstauglich, wenn auch nicht geldorientiert. Hat sozialer Friede erst dann einen Wert, wenn er so kaputt ist, dass die Folgen viel Geld verschlingen? Ganz schön bescheuert, wo wir es heute doch viel billiger haben können.

Oder was meinen Sie?