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Ja oder Nein?!

Willst Du mit mir gehen? Ja! Nein! Vielleicht! – Das waren noch Zeiten damals als kleine Zettel mit diesem Text unter der Schulbank durchgereicht wurden. Lang, lang ist es her.

Willst Du mit mir gehen? Ja! Nein! Vielleicht! Vor allem die letzte Option war so herrlich. Vielleicht! Ich muss mich also nicht festlegen, noch nicht jedenfalls. Ich darf noch ein wenig überlegen, die Vor- und Nachteile abwägen. Und wenn ich mich gar nicht entscheiden kann – bei dieser Frage oder anderen Alternativen – dann bleibt noch immer die schöne Wortkreation „Jain!“. Eine Kombination aus Ja und Nein. Willst Du die hier Anwesende heiraten, mit ihr durch das Leben gehen in guten und in schlechten Zeiten? Jain! Hm, unpassend, oder?

Spätestens an diesem Beispiel wird klar, dass Entscheidungen wichtig sind. Und zwar nicht in dem Sinne, dass so oder so entschieden wird, sondern in dem Sinne, DASS überhaupt etwas entschieden wird. Aber das fällt oft schwer. Wer etwas entscheidet, Ja oder Nein sagt, der legt sich damit fest.  Der ist nicht mehr flexibel und pragmatisch, sondern in gewisser Hinsicht starr. Deshalb heißt es oft nicht nur: Ja oder Nein, sondern „Ja, aber“ bzw. „Nein, aber“ oder – als Kombination aus Ja und Nein – „Jain!“ So bleibt immer eine kleine Hintertür offen.  Eine Hintertür, die Gott sich versperrt. Gott sei Dank! Er sagt laut und deutlich: Ja! Der Apostel Paulus schreibt im 2. Korintherbrief:

„Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus (…) der war nicht Ja und Nein zugleich, sondern er ist das Ja in Person (…) Gott aber ist es, der uns gemeinsam mit euch im Glauben an Christus festigt. (…) Dazu hat er uns den Heiligen Geist ins Herz gegeben.“

Gott ist eindeutig – er hat sich festgelegt: Er bindet sich an das Volk Israel, will den Menschen nahe sein, ihr Leben teilen und begleiten. Er segnet Abraham und verheißt ihm Land zum Leben und Nachkommen, so zahlreich wie die Sterne am Himmel. Er setzt Noah als eindeutiges Zeichen seines Bundes den Regenbogen in den Himmel. Er befreit aus der Knechtschaft in Ägypten. Er offenbart sich Mose und zeigt mit den Geboten unmissverständlich, wie das Miteinander des Volkes gelingen kann. In Jesus schließlich wird Gott einer von uns, ein Mensch. Morgen feiern Christen genau dieses Ereignis und die Botschaft, die damit verbunden ist: Die Erde soll kein gottverlassener Raum sein, sondern der Ort, an dem Gott mit den Menschen sein will.  Ohne Wenn und Aber. Sondern klar und eindeutig. Deshalb schenkt Jesus allen Menschen seine Liebe. Ohne Ansehen der Person.

Advent ist die Einladung Gottes an uns, auch eindeutig zu sein. Ein „Ja“ ohne „Aber“ zu versuchen und dadurch klar und verlässlich zu werden. Einfach ist das sicherlich nicht. Denn ich benötige nicht halb so viel Mut für die Variante mit dem Hintertürchen wie für ein entschiedenes „Ja“ – oder eben ein entschiedenes und ehrliches „Nein“. Mit dem „Aber“ setzte ich mich auf den Stuhl zwischen dem „Ja“ und dem „Nein“. Das ist kurzfristig leichter, auch wenn es bei meinem Gegenüber nicht das Gefühl von Verlässlichkeit erzeugt. Doch mit dem „Aber“ muss ich keine Angst haben, dass ich angegriffen oder infrage gestellt werde. So, wie es der Fall wäre, wenn ich mich eindeutig positionieren würde. Ein klares Ja macht angreifbar, vielleicht fühlen sich andere dadurch auch vor den Kopf geschlagen. Aber es schön, mal eindeutig zu sein, dass „Aber“ wegzulassen, auf ein „Jain“ und ein „Vielleicht“ zu verzichten. Und dabei einfach zu hoffen, dass Gottes Geist mich leitet – so wie es Paulus seiner Gemeinde sagt.

Advent heißt zu entdecken, dass wir unseren Lebensweg gehen können, indem wir es Jesus nachmachen – verlässlich und verträglich für unsere Mitmenschen. Sein Geist gibt den Mut und die Kraft dazu.  Nicht nur zu Weihnachten, sondern alle Tage unseres Lebens. Willst du mit mir gehen? Ja. Ohne wenn und aber.