Internet-Heiliger

Die Katholische Kirche sucht einen Heiligen – für das Internet. Das ist nicht so einfach. Isidor von Sevilla ist im Rennen, aber auch noch ein paar andere verdiente Kirchenleute. In der Auswahl sind vor allem Theologen, die in gigantischer Weise Wissen angesammelt haben. So, wie Isidor von Sevilla, einem Universalgelehrten aus dem Mittelalter. Allein sein Hauptwerk umfasst 20 Bände. Sozusagen passend zum Internet, wo das aktuelle Weltwissen der Menschheit gespeichert ist. Eine riesige Datenbank, wo alle Menschen sich unabhängig informieren können – so zumindest die Idee.
Doch das haben die Erfinder wohl etwas zu optimistisch gesehen. Längst haben Demagogen und Influencer das Netz für sich entdeckt. Immer schwerer wird es, zwischen Information und Manipulation zu unterscheiden. Dazu kommt seit einiger Zeit KI, die noch ganz andere, ungeahnte Möglichkeiten bietet.
Ein Schutzheiliger muss her. Einer, der uns im Internet vor Schaden bewahrt. Die Bibel ist da zuversichtlich. Denn dort sind alle Getauften die Heiligen. Also Milliarden von Internetusern. Ihr seid die Heiligen – auch im Internet. Vor allem steht dort aber auch: lebt als die Heiligen. Auch und gerade im Internet. Macht nicht mit bei Hassrede, bei Diffamierungskampagnen, bei Schlammschlachten aller Art. Die Heiligen sollen einen anderen, besseren Stil leben. Naiv optimistisch, als ob die ganzen Abgründe des Internets bald überwunden wären. Ja, das Internet braucht Heilige. Nicht nur einen, und vielleicht auch mehr als die genannten Christenmilliarden. Viel wird davon abhängen für die Zukunft der Menschheit. Also bitte: lebt als die Heiligen – alles andere mag man sich nicht vorstellen!