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Heuballen

Es ist grau und nieselt. Und eigentlich gehe ich nur wegen unserer Hündin raus. Und sie – obwohl es ein Wetter ist, an dem man eigentlich keinen Hund vor die Tür setzt, freut sich unbändig. Na gut, dann gibt es auch die große Runde.

Schon von weitem sehe ich die Heuballen, die immer noch vom letzten Jahr gut verpackt in weißer Plastikfolie auf der Wiese liegen. Wie riesige weiße Zuckerwürfel sind sie verstreut über das große Areal, als kämen sie direkt aus einer anderen Welt. Auf die Erde gefallen und liegengelassen. Über Nacht – so scheint es – hatten zwei von Ihnen Besuch. Ein Großes O und ein S, dazwischen ein Herz auf dem einen, zwei ineinander verwobene Ringe auf dem anderen. Mit roter Farbe auf die Plastikplanen gesprüht.

Vielleicht eine Mutprobe von Jugendlichen oder der romantische Versuch einen anderen Menschen für sich zu gewinnen. Ein Heiratsantrag vielleicht.

Liebesbotschaften mitten auf der matschigen Wiese. Eine Liebesbotschaft, wo ich sie nicht erwartet hätte, zwischen Heu und Stroh. Sie bricht in meinen grauen Alltag ein und reißt mich für einen Moment heraus und spricht mich an: Liebe ist möglich und auch schon da.

Und es scheint mir, als wenn es ein wenig heller geworden wäre – trotz des Nieselregens.

Bis – ja, bis mein Stehen und Staunen meiner Hündin zu viel und zu langweilig wird und sie mir eindeutig zeigt, dass sie wieder nach Hause will.