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Halbzeit

Auf der Hälfte des Weges machen sie Rast. Früh am Morgen sind sie losgewandert, mit dem Gesang der ersten Vögel. Die Rucksäcke wurden am Abend davor schon gepackt und warteten bereit im Flur. Die Wanderschuhe wurden geschnürt und jetzt ist die erste Hälfte schon geschafft. „Ich brauche eine Pause“, sagt sie und „die nächste Bank im Schatten ist unsre!“ Es ist gefährlich, sich hinzusetzen, weil man danach ja auch wieder aufstehen muss. Und doch tut es unendlich gut, den Rucksack von den Schultern zu nehmen und auszupacken, was man genau für diesen Moment dabeihat. Das Stückchen Bank zwischen ihnen wird zur Festtafel. Ein belegtes Brötchen für jeden, das so gut wie sonst nie schmeckt, ein Apfel und Käsestücke. Das Wasser erfrischt auf ungeahnte Weise. Sie schauen gemeinsam auf die App, welchen Weg sie schon zurückgelegt haben und welcher noch vor Ihnen liegt. „Da wird es nochmal steil, da brauchen wir all unsere Kraft“ sagt er und grinst sie erwartungsvoll an. Nur noch kurz den Füßen und den Schultern eine Rast gönnen.

Auf der Hälfte des Weges machen die christlichen Kirchen heute Rast. Am 24. Juni, an Johannis denken sie auf halbem Weg zu Weihnachten an Johannes den Täufer. Wegweiser, Vorbereiter und Stärkung auf dem Weg zu Jesu Geburt. Das ist die Rolle, die ihm die biblischen Schriften zuschreiben. „Er (Jesus) muss wachsen und ich aber muss abnehmen.“ So wird er zitiert. Und das passt ja ganz gut zur Sommersonnenwende.

Für mich ist er heute ein Begleiter in der Rast des Jahres. Es ist gefährlich sich hinzusetzen, weil man ja noch weitermuss. Aber die nächste Bank im Schatten ist meine.