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Glück

„Viel Glück im neuen Jahr!“ Von jenseits der Tiefkühltruhe im Supermarkt lächelt sie mich an. „Oder ist es schon zu spät, um ein glückliches neues Jahr zu wünschen, jetzt, da es schon fast zwei Wochen alt ist?“

Lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen. Ich lächle zurück: „Ich glaub, für Glückwünsche ist es nie zu spät“. Wir treffen uns an der Stirnseite der Truhe, kurz vor der Bedientheke und vereinbaren einen Termin zum gemeinsamen Kaffee – außerhalb des Supermarktes, denn wir behindern die anderen mit unseren stehenden Einkaufswagen erheblich.

Viel Glück – ihr Wunsch klingt in mir nach, als ich meinen Einkauf fortsetze und sie noch zweimal zwischen den Regalen sehe. Und mir fallen Kalendersprüche ein: Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde! Und ein Psalmspruch: „Glücklich sind die Frau, der Mann, die nicht nach den Machenschaften der Mächtigen gehen.“

Und weiter hat der Psalm ein Bild für glückliche Menschen vor Augen. Das Bild eines Baumes, kräftig und grün, im Saft stehend und Frucht bringend zu seiner Zeit. Ein starkes Bild: der mit dem Wasserbach verbundene Baum, der seine Wurzeln alle Zeit an der Quelle hat.

Ein Bild, das mich anspricht – und Fragen beginnen in mir zu klingen: Wo stehe ich? Was nährt meine Wurzeln? Was erfüllt mich? Und – bin ich glücklich?

Ich muss lächeln über all diese tiefen Fragen und schiebe den Einkaufswagen zur Kasse. Was für ein Glück, dass ich sie getroffen habe.