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Gegen den Strom

„Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an.“

Das schreibt der Apostel Paulus in einem Brief an römische Christen. Dieser Brief ist einer der schwersten Brocken in der Bibel. Aber manchmal finden sich auch solche präzisen Sätze. Besser kann man es nicht ausdrücken: Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an „Schwimmt nicht mit dem Strom.“ So übersetze ich es und es klingt für mich wie eine aktuelle Aufforderung, einfach auszusteigen aus dem Irrglauben, dass alles immer noch wachsen muss und wird. Höher, größer, mehr. Immer alles noch einzigartiger. Dass jeder ein Anrecht auf alles hat und jede dieses Recht auch gnadenlos durchsetzt. Rücksichtslos auf Kosten von anderen Menschen, von Tieren und der Natur.

Und auf der anderen Seite: Wenn man sich einsetzt, dann soll es auf jeden Fall medial groß herauskommen – dann soll es auch jede und jeder wissen, am besten in Bild und Ton. Dann wird der Kopf an einen alten Meister geklebt, ohne Rücksicht auf Verluste. Auch die Aktionen der letzten Generation gegen die Logik dieser Welt folgen dem altbekannten Schema: höher, größer, mehr.

Die Maßstäbe der Welt mit den Maßstäben der Welt bekämpfen? Gewalt mit Gewalt? Vermessenheit mit Vermessenheit? Dummheit mit Dummheit?

Ich glaube, das hat noch nie funktioniert.

Doch wie kann es dann gehen?

„Schwimmt nicht mit dem Strom, sondern macht euch von den Strukturen dieser Zeit frei, indem ihr euer Denken erneuert.“ So formuliert es Paulus und gibt keine genaue Gebrauchsanweisung, aber auf jeden Fall einen Anstoß, es anders zu machen.