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Friedensfest

Sie hatten schon fast keine Hoffnung mehr. All das, was für sie wichtig geworden war, sollten sie wieder hergeben: ihre Freiheit, ihren Glauben und ihr Leben.

Dreißig Jahre hat der Krieg zwischen Protestanten und Katholiken gedauert. Und dann – dann geschah das, was heute der „Westfälische Friede“ genannt wird. Er hat z.B. den Protestanten in Augsburg 1648 das Überleben gesichert. Deshalb feiern die Augsburger seit dieser Zeit am 8. August ein Fest – ein Hohes Friedensfest.

„Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden!“ So kann man es heute im Programmheft zum Hohen Friedensfest lesen. Es begann als Erinnerungs- und Dankfest an den Sieg und an das Überleben des Augsburger Protestantismus. Heute hat es sich zu einer multireligiösen und vielkulturellen mehrwöchigen Kulturveranstaltung entwickelt, die von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde. Seit einigen Jahren ist der 8. August sogar ein auf das Augsburger Stadtgebiet beschränkter gesetzlicher Feiertag. In diesem Jahr steht das Thema „Demokratie“ im Mittelpunkt der Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und Diskussionen, von Kunst und Musik.

Ein Friedensfest in Zeiten des Krieges – irgendwie surreal, denke ich. Weil die Gefahr besteht, dass hier etwas gefeiert wird, was die Weltgemeinschaft gerade zu verlieren droht, nämlich Freiheit und demokratische Grundwerte. Ganz zu schweigen von Respekt vor Anderen und Andersartigkeit. „Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden“ – ist das heute überhaupt noch mehr als ein plakativer, politisch korrekter Satz? Ein Friedensfest in Zeiten des Krieges – irgendwie surreal. Und je länger ich darüber nachdenke, desto traumhafter finde ich diese Möglichkeit, mit dem Thema Frieden in Zeiten des Krieges umzugehen.

Gerade in diesen Zeiten an Momente zu erinnern, in denen Frieden gelungen ist.

Über Einstellungen, Werte und Grundnormen zu diskutieren. Im Gespräch zu sein darüber, für was ich einstehen will, gerade dann, wenn diese Werte an anderen Orten mit Füßen getreten werden. Und für den Frieden zu beten, denn: Für Frieden braucht es mehr Mut und Kraft als wir alleine haben.

Übrigens – in Augsburg feiert seit nun 40 Jahren auch die katholische Kirche diesen Tag offiziell mit. Wenn das mal keine Hoffnung macht!

Link zur Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTQzMjMz