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First Lady

Eine einfache Frau aus dem Volk ohne große Vorbildung. Etiketten-Kleberin in einer Zigarrenfabrik. Dazu ein bisschen mitgearbeitet in der Kneipe ihres Mannes. Der war ein gelernter Sattler aus Heidelberg und betrieb sein Gasthaus in einem verrufenen Viertel von Bremen. Vor gut hundert Jahren kam dieses Paar an die Macht. Als Nachfolger von Kaiserin Auguste Viktoria und ihrem Gemahl, Kaiser Wilhelm II. Und, was für die Hoheiten noch viel peinlicher war: unser Paar an der Spitze des neuen Staates machte seine Sache sehr gut. Naturtalente sozusagen. Kein Vergleich zum unfähigen Kaiser und zu seiner unbeholfenen Frau. Die Eberts, Louise und ihr Mann Friedrich, standen für eine neue Zeit. Er als erster Präsident der deutschen Republik, sie als erfrischende First Lady. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist. Der Herr aber sieht das Herz an. Ein uralter Bibelspruch, wie gemacht für diesen originellen Machtwechsel. Alter Statusdünkel ersetzt durch erfrischende Menschenfreundlichkeit. In der Bibel war es der Machtwechsel vom stattlichen, aber unfähigen König Saul zum charismatischen David. Was im biblischen Israel zu einer nie dagewesenen Blüte führte, war auch vor 100 Jahren ein Segen für Deutschland. Nicht das, was man auf den ersten Blick sieht, entscheidet über einen Menschen. Sondern sein Herz. Wie gut, dass Gott das Herz ansieht.