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Evaluation

Ok, das habe ich gestern gut gemacht. Und das auch. Das Telefonat am Nachmittag – hmm, naja, das war so lala. Aber das Abendessen war spitze. Allerdings: Vorgestern habe ich irgendwie so gar nichts Positives zu verzeichnen gehabt. Falls Sie sich wundern, was ich hier gerade mache: ich bewerte und beurteile das vergangene Wochenende. Oder anders ausgedrückt: Ich evaluiere es. Damit liege ich ja voll im Trend. Denn heutzutage wird ja alles evaluiert: Bildungsangebote, Verwaltungsabläufe, Wirtschaftsprozesse oder auch politische Strukturen. Das Ziel ist dabei immer gleich: Es geht darum zu optimieren. Alles muss immer besser, effektiver und produktiver werden.

Also, mache ich das auch. Und ich stelle fest: Es fällt mir schwer. Klar, einiges hat richtig gut geklappt. Aber anderes ist dafür auch so richtig daneben gegangen. Morgens habe ich gleich mal mit meinem Ältesten geschimpft. Warum? Weiß ich im Grunde selbst nicht mehr so genau. Es ging wahrscheinlich um irgendeine Kleinigkeit. Eigentlich völlig unwichtig. Deshalb hat es mir auch gleich danach leidgetan. Aber geschimpft bleibt geschimpft und in diesem Fall also ein Minus auf meinem imaginären Evaluierbogen.

Und ein bisschen später im Verlauf des Tages dann ging es gleich weiter. Oje, schon wieder diese Frau. Büromaterial wollte sie mir verkaufen. Allerdings hat sie mich auf dem falschen Fuß erwischt. Und hat meinen ganzen Ärger über Werbeanrufe abbekommen. Kaum hatte ich aufgelegt, kam das schlechte Gewissen. Normalerweise kaufe ich bei der Frau gerne ein. Aber heute – nee, ich weiß auch nicht. Wenn ich alles zusammenzähle, dann sieht die Bilanz des Wochenendes nicht so richtig berauschend aus. Insgesamt 4 gute Taten, 6 schlechte. Gibt minus zwei. Könnte schlimmer, könnte aber eben auch besser sein. Aber immerhin: Ich habe einen ehrlichen Blick auf mich selbst und mein Tageswerk geworfen. Und ehrliche Selbstkritik ist gut, auch wenn sie nicht so gut ausfällt.

Denn: Damit stehe und falle ich ja nicht. Auch wenn die Tagesbilanz schlecht aussieht, bin ich noch kein schlechter Mensch – vor Gott. Die Schlussbilanz, das endgültige Urteil über mich – die steht nur Gott zu. Und Gott kennt mich, er kennt mein Mühen und Bemühen, mein Gelingen und Scheitern. Und ist mir und Ihnen trotzdem wohl gesonnen. Die Bibel sagt: Gott ist gnädig. Auch wenn die Bilanz im Minus ist. Und darauf vertraue ich. Vor Gott bestehe ich auch mit einem Minus.