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Es gibt eine Perspektive

Heute ist Totensonntag. Jedesmal bin ich froh, wenn ich keine Einladung zu einem Gottesdienst bekomme. Dann sind wir nämlich noch Mal glimpflich davon gekommen in unserer Familie. Keiner gestorben im letzten Jahr, keine Beerdigung von den engsten Verwandten, keine Tränen. Doch irgendwann wird es anders sein. Dann sind wir auch dabei. Dann wird ein Name vorgelesen, während die Kirchenglocke schlägt. Erinnerungen kommen hoch, auch der Moment, als wir Abschied nehmen mussten. Daneben viele andere Familien in ihrer Trauer, mit ihren Verlusten.

Als Pfarrer habe ich selbst oft Namen von Verstorbenen vorgelesen, auch, wie alt sie waren. Manche, fast hundert, alt und lebenssatt gestorben. Aber auch neugeborene Babys waren dabei, fassungslose Eltern. In Gedanken immer noch bei ihrem Kind, an dem kleinen Sarg. Der Tod macht ratlos.

Ich frage mich: Wann wird mein Name vorgelesen? Und: Was möchte ich in meinem Leben noch erleben bis dahin?

Totensonntag. Jeder Mensch wird sterben, das ist klar. Ich selbst natürlich auch. Manche sagen auch Ewigkeitssonntag, das klingt nicht so endgültig. Da klingt an, dass das Leben eine Perspektive hat über seinen Tod hinaus. Lag früher an diesem Tag heute eine schwarze Decke auf dem Altar- symbolisch für die Trauer und das Abschiednehmen, so ist heute weiß die Farbe des Tages. Dieselbe Farbe wie an Ostern. Weiß ist die Farbe der Auferstehung.  Keine Angst, so die Botschaft. Im Tod geht keiner verloren. Eure Namen sind im Himmel aufgeschrieben. Gott erinnert sich an euch, so, wie sich heute die Verwandten erinnern. Deshalb ist der Ewigkeitssonntag weiß. Auch, wenn die Erinnerung an Sterben und Tod erst mal tief schwarz sind. Weiß, weil Hoffnung stärker ist als der Tod.