Beiträge

Es geht um Menschen

Verhältnismäßigkeit ist eine Sache, die gerade total aus der Mode gerät. Die banalsten Dinge werden aufgebläht bis zum geht nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Gender-Sternchen schlimmer sind als die Tatsache, dass alle zehn Sekunden ein Kind an Hunger stirbt. Warum ist es so schwer, Dinge ins rechte Maß zu setzen?

Jesus ist ein echter Fachmann darin. Er hat einen genial funktionierenden inneren Kompass, ein unbestechliches Auge dafür, was existenziell nötig ist. In einer Geschichte wird erzählt, dass er mit seinen Leuten am Sabbat übers Land zieht. Sie haben Hunger. An einem Kornfeld raufen sie Ähren und essen Körner. Dabei werden sie beobachtet. Es ist Sabbat, und da ist jegliche Arbeit verboten. Und Ährenraufen ist Arbeit. Das darf also nicht sein. Gesetz ist Gesetz. Wo kämen wir hin, wenn jeder einfach macht, was er will?

Jesus erwidert: „Sabbat hin oder her – Menschen müssen essen. Und überhaupt: Das Gesetz kann niemals höher gewichtet werden als ein Menschenleben.“ Für ihn ist es sonnenklar: Leben hat immer Vorrang.

Und er setzt noch eins drauf: Als sie ihren Weg fortsetzen, begegnen sie einem Kranken. Es ist immer noch Sabbat. Und heilen ist da auch verboten. Trotzdem – und jetzt gerade erst recht – schafft Jesus Abhilfe, er macht den Mann gesund. Und erwidert den eifrigen Gesetzeshütern: „Am Sabbat Gutes tun ist nicht verboten.“

Verhältnismäßigkeit war also damals schon aus der Mode. Was Jesus nicht davon abhält, dagegen aufzubegehren. Er eckt damit an und handelt sich jede Menge Ärger ein. Aber das juckt ihn nicht. Er ist davon überzeugt: Je mehr Leute darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist, umso besser.