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Erschöpfte Gesellschaft

Im Februar dieses Jahres hat die Bertelsmannstiftung nach den Auswirkungen von 24 Monaten Pandemie gefragt und kam zu dem Ergebnis, dass unsere Gesellschaft erschöpft sei. Und jetzt – sechs Monate später – hat sich die Lage nicht verbessert, ja, eher noch zugespitzt. Ein mörderischer Krieg tobt seitdem in Europa und eine Krise reiht sich an die nächste. Klimakrise – Energiekrise – Lebenskrise. Auch ich bin erschöpft und frage mich, was hilft gegen Ermüdung und Frust? Aus welchen Quellen kann ich neuen Lebensmut schöpfen?

Absagen – sich frühzeitig von Veranstaltungen verabschieden und gar nicht erst planen und Erwartungen wecken. Das ist sicherlich ein geeignetes Mittel, Ansteckung und Kontakt zu vermeiden.

Doch genau darunter leiden zurzeit viele Künstlerinnen und Künstler und die entsprechenden Veranstaltungsorte – für sie ist durch Kostensteigerung, unklare Rechtslage und zurückhaltende Vorverkäufe ein Auftritt oder gar eine Tournee wirtschaftlich oft nicht mehr darstellbar.

Und doch bräuchte ich genau jetzt Ansagen und Zusagen, die mich die kommende Kälte besser ertragen lassen. Gute Botschaften, die mir einen Weg aus der Erschöpfung zurück in meine Geschöpflichkeit weisen. Kann sein, dass wir Erschöpften gerade das vergessen haben, dass wir Geschöpfe, Geschöpfe Gottes sind und damit Produkte der Liebe.

„Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur“, so heißt es in einem Lied von Jürgen Werth, das gerne zu Taufen gesungen wird. „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.“

Was für eine unerschöpflich schöne Botschaft in dieser vernebelten Zeit, die natürlich kleinen Kindern, aber auch erschöpften Erwachsenen gilt.

Du bist ein Gedanke Gottes – mit dieser Zusage im Ohr gehe ich respektvoll mit anderen um. Und ich setze mich nicht absolut, sondern in einen größeren Rahmen und das nicht nur gedanklich.

Und so hat z.B.  die prot. Kirchengemeinde Homburg sich entschlossen, relativ kurzfristig doch noch die Aufführung des Weihnachtsoratoriums ins Programm zu nehmen. Gewissermaßen als musikalische Gottes-Gedanken zum Auftanken. Für die Sängerinnen und Musiker und auch die Besucherinnen und Besucher.

Für alle nämlich, die Erschöpften und die schon wieder Ermutigten kommt Gott hinein in unsere Welt und gewinnt Gestalt, menschliche Gestalt, mal mutig, mal erschöpft, doch immer ein Gedanke Gottes – ein genialer noch dazu.

 

Hier der Link zur SR-Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=120023