Beiträge

Emojis

Früher fand ich sie einfach nur albern: die grinsenden, weinenden, pfeifenden, küssenden Smileys, auch Emojis genannt. Aber seit ich vermehrt meine Kontakte über soziale Netzwerke pflege und Nachrichten in kürzester Kurzform versende, haben sie sich auch bei mir eingeschlichen. Die kleinen gelben Rundgesichter, die fast jedes Gefühl anschaubar machen.

Das breit-lachende Gesicht zum Beispiel, bei dem die Augen zu zwei halbrunden Bögen zusammengekniffen sind und im grinsenden Mund beide Zahnreihen glänzen: Für mich sagt es: Yes – absolut super! Oder der küssende Gelbling, der ein kleines Herzchen versendet. Mit ihm verschicke ich meine Liebe geradezu digital. Am witzigsten finde ich jedoch den, der beide Augen weit aufreißt, die Augenbrauen hochzieht und dessen Mund nur noch ein kleiner Strich zwischen roten Bäckchen ist: „Nicht dein Ernst“ Überraschung, Verwunderung und vielleicht auch Erschrecken – alles in einem Gesicht.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, für welche Gefühle die Emojis jeweils wirklich stehen. Ich verwende sie so, wie sie mich unmittelbar ansprechen. Sie verleihen meiner Nachricht ein Gesicht, machen sie anschaulich. Der Text transportiert nicht mehr nur die reine Sachbotschaft, sondern liefert gleichzeitig noch etwas von meiner Mimik und der mit ihr verbundenen Gefühle mit. Nachrichten mit einem Gesicht versehen, dem Gesprächspartner irgendwie ins Angesicht zu schauen, das scheint selbst noch in multimedialen Zeiten ein Bedürfnis zu sein.

Mich erinnert das an Mose, der lange vor whatsapp, facebook und Co mit Gott gesprochen hat, aber auch nicht unmittelbar. Und so kam bei ihm der Wunsch auf, endlich einmal Gottes Angesicht zu sehen. Doch Gott gibt ihm deutlich zu verstehen, dass es gefährlich ist, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Und so darf Mose Gottes Herrlichkeit nur hinterherschauen und ist doch begeistert. Gott hatte danach für Mose ein Gesicht und sein eigenes Gesicht und seine Sicht auf die Welt hat sich durch die Begegnung verändert. Wie man dieses Gefühl, dass einem gerade Gott begegnet ist, wohl in einem Emoji ausdrücken könnte?