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„Dich schickt der Himmel!“

Im Wald ist lautes Geschrei. Zwei Schulklassen sind am Wandertag mit ihren Lehrerinnen unterwegs. Das neue Schuljahr hat erst vor ein paar Wochen begonnen und die Schüler müssen sich immer noch kennenlernen, sich gegenseitig beschnuppern. So kommen die Kinder miteinander ins Gespräch. Und während die Schüler und Lehrerinnen so durch den Wald laufen ist eine Gruppe schneller als die andere. Sie biegt an Weg-Gabelungen mal links ab und mal rechts ab und achtet nicht auf die andere.

Es kommt, wie es kommen muss: Irgendwann haben sich die beiden Gruppen, die doch eigentlich zusammenbleiben wollten, aus den Augen verloren. Hmmh, und nun? Frau Doll, die Lehrerin der schnelleren Gruppe, holt kurz ihr Handy raus, um ihre Kollegin anzurufen. Da fällt ihr ein, dass das in dieser Situation nicht viel nützt. Versuchen Sie mal, jemand anders am Telefon zu erklären, wo sie sich in einem fremden Wald befinden.

Schließlich fragt Frau Doll ihre Schüler: Welche zwei von Euch trauen sich zu, unseren Weg zurückzulaufen und die anderen zu suchen? Paul und Jonatan melden sich. Sie laufen los und es dauert auch nicht lang und sie finden die andere Klasse: „Hallo!” rufen sie und wedeln mit den Armen. Die andere Lehrerin ist ganz gerührt, als sie die beiden sieht: „Mensch, Euch  schickt der Himmel!“, sagt sie. „Nee“, sagt Paul, „uns schickt die Frau Doll!”

Ich denke: Beide haben recht. Die Lehrerin und Paul. Geschickt wurden die Schüler wirklich von Frau Doll, aber für die anderen waren sie vom Himmel gesandt. Ohne die beiden hätten sie die andere Gruppe nämlich so schnell nicht wiedergefunden.

„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.” So heißt es in der Bibel. Gottes Engel müssen also nicht unbedingt ein weißes Gewand und Flügel haben. Sie sind oft auch „under cover“ sozusagen unterwegs. Als Paul und Jonatan, der den Weg zeigen. Oder als Papa, der seinem Sohn gegen das Fieber Wadenwickel macht. Oder als Freund, der einfach nur da ist, wenn es brennt. Oder, oder, oder.

Letztlich ist völlig egal, wie Gottes Boten aussehen. Wichtig ist, dass es sie gibt und dass sie einen durchs Leben begleiten. Manchmal still und unauffällig und manchmal laut rufend und mit den Armen wedelnd so wie Paul und Jonatan.