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Das Virus der Weltveränderung

Epidemien verändern die Welt. Corona hat uns gesellschaftlich zerrissen, die Spanische Grippe den ersten Weltkrieg entschieden und die Pest das Mittelalter beendet. Am Ende stand jeweils eine neue Weltordnung mit Gewinnern und Verlierern. Das ist auch am Glauben und Hoffen der Menschen nicht spurlos vorbei gegangen. Der Aufbruch in die Moderne hat vor 500 Jahren den Katholizismus ins Abseits gedrängt. Dafür haben die Protestanten neue, moderne Glaubenswege gezeigt. Nach dem ersten Weltkrieg hat eine moderne Theologie Jesus Christus in die Mitte ihres Glaubens gestellt – was zu bemerkenswerter Widerstandskraft gegen die Nazis führte. Und heute Corona? Noch überschauen wir nicht, ob und wie christlicher Glaube diese Epidemie übersteht. Längst fragen die Verängstigten der Krise nicht mehr nach Gott. Es sind eher andere Lautsprecher und Großrednerinnen, die Konjunktur haben. Wie ein Rückfall ins Mittelalter mutet dabei manches an. Ein Rückfall, der die Weltordnung verändert und vermutlich auch veränderte Menschen hervorbringt. Blöd wäre, wenn Solidarität und Gemeinschaft auf der Strecke bleiben würden. So was gabs auch schon mal. Damals, als das Römische Reich unterging. Der Machtapparat ging zugrunde, aber die Christengemeinden konnten sich halten. Der Grund: sie haben sich um bedürftige Mitmenschen gekümmert. Und, auch nicht zu unterschätzen, weil sie ihre Toten würdevoll bestattet haben. Eine Kultur der sozialen Großzügigkeit sozusagen. Ohne Hintergedanken und menschenfreundlich. Einfach so, weil es ihr Auftrag ist und hoffentlich auch in diesen Zeiten bleibt.