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Das Tanzbein schwingen

Alle 60 Kilometer kommt man auf Deutschlands Autobahnen durchschnittlich an einer Raststätte oder einem Autohof vorbei. Wenn man unterwegs ist, kann man da etwas essen oder einen Kaffee trinken oder sich einfach ein bisschen die Beine vertreten, ausruhen und neue Energie tanken.

Das tun auch die Menschen in Finnland, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind. Aber nicht nur an Raststätten, sondern auch auf sogenannten Lavatanssits. Das sind die in Finnland unheimlich beliebten Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel. Wörtlich übersetzt heißt Lavatanssits „Tanz auf dem Bretterboden“. Und so einen Tanz kann in Finnland eben auch am Rande von Autobahnen oder Landstraßen machen. Auf kleinen Bretterbühnen, die hier und da aufgebaut sind.

Als ich davon zum ersten Mal gelesen habe, fand ich das ziemlich komisch. Ich tanze eigentlich ganz gerne – auf Hochzeiten oder anderen Feiern. Aber nicht an einer befahrenen Straße. Sieht doch n bisschen doof aus, oder?

Auf der anderen Seite: Ich kann mir schon vorstellen, dass tanzen gut tut, wenn man lange im Auto gesessen hat. Die Beine werden mal wieder bewegt, den Kreislauf kommt in Schwung und – wenn man tanzen mag – hat man ein bisschen Spaß. Und wer sagt eigentlich, dass man bei Autopausen nur essen und trinken darf?

Für alles gibt es eine Zeit im Leben, steht in der Bibel. Fürs Lachen, fürs Weinen, fürs Reden, fürs Schweigen und eben auch fürs Tanzen. Wo man all das tun kann – das steht da allerdings nicht. Viele Tätigkeiten sind nur in unseren Köpfen mit bestimmten festen Orten verbunden. Weil wir meinen, sie nur dort tun zu können. Aber so, wie ich zum Beispiel an vielen verschiedenen Orten lachen, weinen, schweigen oder reden kann – so kann ich auch an ganz verschiedenen Orten tanzen.

Warum nicht auch am Rande einer Autobahn?