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Das Schluss-Gefühl

Eine schöne Woche liegt hinter mir und einer Gruppe von Kollegen. Wir waren zusammen in einem Kloster. Wir haben miteinander gebetet und geredet, Fußball geschaut und zusammen gelacht. Es war eine erfüllte Woche. Aber da war auch Anne, eine Kollegin etwa in meinem Alter. Wir haben uns angefreundet und viel unterhalten über den Beruf und die Familie. Wir haben uns unser Leid geklagt. Anne ist wütend und traurig. Da ist zu viel Arbeit. Zu viele Menschen zerren an ihr und wollen ihre Zeit. Sie gibt nach und ihre Familie muss dann darunter leiden. Am liebsten würde sie alles hinschmeißen, aber so einfach ist das nicht.

Die Woche hat ihr gut getan. Aber jetzt geht es zurück in den Alltag. Morgen warten die Konfirmanden und die nächsten Tage sind auch schon fest verplant. Wir stehen beide im Klosterhof, verabschieden uns und Anne sagt: »Ich würde am liebsten hier bleiben. Hier war ich mal wieder ganz bei mir. Ich freue mich zwar auf die Familie zuhause, aber ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, weil ich sie zu wenig sehe.«

Ich nenne das das »Schluss-Gefühl«. Da war die große Freude in einer Gemeinschaft von Christen eine Heimat gefunden zu haben und da steht jetzt der Rückweg in eine feindliche Welt bevor. Vielleicht haben Sie das auch schonmal gehabt, das Schluss-Gefühl: am Ende eines Urlaubs, nach einer Zeit im Kloster oder einfach nach einem erfüllenden Tag, an dem Sie sich ganz im Einklang mit sich und Gott gefühlt haben. Und dann zerbricht der Zauber plötzlich an der Realität des Alltags.

Etwas richtig Gutes, was ich ihr hätte sagen können, ist mir für Anne nicht eingefallen. Mir ist nur ein Schluss-Wort von Jesus eingefallen, das er seinen Jüngern gesagt hat: »»Ihr seid jetzt traurig. Doch ich werde euch wiedersehen. Dann wird euer Herz voll Freude sein und diese Freude kann euch niemand mehr nehmen. Anne, ich bin mir sicher, dass etwas von diesen Tagen, von deiner Zeit mit Gott in dir bleibt. An manchen Tagen wird Gott wieder in deinem Herz sein und diese Freude kann dir niemand nehmen.«

Anne und ich sind heute noch im Kontakt. Wir reden miteinander und manchmal beten wir sogar füreinander. Das beseitigt zwar die Traurigkeit nicht immer. Aber wenn, dann freuen wir uns. Und diese Freude kommt dann von Gott und die kann uns niemand nehmen.