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Beten

„Ich werde für dich beten!“ Haben Sie diesen Satz schon einmal zu jemandem gesagt? Und wenn ja, wie hat ihr Gegenüber reagiert? Als Pfarrerin, die ich bin, nimmt man mir diesen Satz nicht übel, ja er passt quasi zu meinem Amt und übersteigt nicht den Erwartungshorizont. Und doch bekomme auch ich ab und an die Antwort: „Ach Gott, Frau Pfarrerin, denken sie, dass es so schlimm ist?“

Ich frage mich dann immer: Beten wir erst füreinander, wenn es „so schlimm“ ist? Wenn sonst nichts mehr hilft und wir mit unserem Latein am Ende sind? Und was erwarten wir dann von unserem Gebet?

In der Apostelgeschichte im Neuen Testament ist es in der Tat so schlimm. Da sitzt z.B. Petrus schon im Gefängnis und Misshandlungen stehen ihm bevor. Jakobus wurde bereits umgebracht. Und seine Freunde beten inständig für Petrus. Darauf erzählt die Geschichte das Wunder seiner Befreiung durch einen Engel. Und als Petrus dann zu Maria ins Haus flüchtet, kann sie es erst nicht glauben. Obwohl sie die ganze Zeit für ihn und seine Befreiung gebetet habt.

Ich werde für dich beten! Wie wäre es, wenn wir diesen Satz nicht erst sagen, wenn es so schlimm ist, dass wir die Rettung schon gar nicht mehr erwarten, sondern ihn als Ausdruck unserer Menschenliebe und unseres Gottvertrauens sehen und ihn schon viel früher weitergeben. Wenn wir damit anderen sagen wollen: Ich denke an dich! Nicht mit der Erwartung, dass Gott für uns die Arbeit macht, sondern in der Hoffnung, dass er uns und anderen immer wieder neue Kraft schenkt.