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Barbosa

Barbosa, der Torhüter, wurde noch als alter Mann von Kindern bespuckt. Und er hat es hingenommen. Ja, das war meine Schuld, dachte er. Und sie wird nie mehr zu tilgen sein. Dabei gingen seine Gedanken zum größten Fußballspiel seines Lebens. WM-Endspiel 1950, Rio, Maracanastadion. Eigentlich gar kein Endspiel, aber das entscheidende Spiel einer Endrunde von drei Mannschaften. Brasilien reichte ein Unentschieden. Vor 201000 begeisterten Fans sollte das doch zu machen sein. Die 1000 angereisten Uruguayer fielen nicht auf. Besonders, als die Brasilianer mit 1:0 in Führung gingen. Das Publikum ausgelassen. Auch der Ausgleich macht die Stimmung noch nicht kaputt. Ist ja alles auf dem besten Weg zur – damals wärs die erste – Weltmeisterschaft der Brasilianer gewesen. Doch dann, kurz vor Schluss, tankt sich auf rechts ein gewisser Ghigia durch. Schießt, Torwart Barbosa hat den Ball, denkt er, doch – oh Schreck –  da rutscht er ihm durch die Handschuhe. Kullert weiter, über die Linie, ins Tor. Totenstille im Stadion. Minutenlang. Bis der Schiri abpfeift. Ein Zuschauer nimmt sich noch im Stadion das Leben. Und die tausend Uruguayer hört man mit ihrem überraschten Jubel aus der Masse heraus. Manchmal gibt es einfach solche Dinge, die du nicht ungeschehen machen kannst. Weil solche Fehler im Leben einfach vorkommen. Aber es muss ja weitergehen, das Leben. Weil du doch ein Mensch bist, wertvoll, einmalig und auch mit Fehlern unnachahmlich. Wenn Barbosa das verstanden hat, dann geht der Weg zurück ins Leben. Und wenn es sogar noch die verstehen, die ihn beschimpft und bespuckt haben, dann werden auch sie verstehen, was Gnade bedeutet, um die es bei den Christen geht.