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Augen hoch!

„Hoppla! Na, das wäre ja fast schiefgegangen!“ sage ich. Doch das junge Mädchen guckt mich nur verständnislos an und tippt nach der kurzen Schrecksekunde einfach weiter auf ihrem Smartphone herum. Dass sie gerade beinahe in mich hineingelaufen wäre, hat sie wahrscheinlich gar nicht richtig mitbekommen. Ich setze meinen Bummel durch die Innenstadt fort und frage mich: Wer wird wohl der nächste auf ihrem Kollisionskurs sein? Hoffentlich nur so ein Fußgänger wie ich und kein Fahrrad, Auto oder Bus!

Nach dieser gerade noch verhinderten Kollision gucke ich mir die Leute, die durch die Fußgängerzone gehen, mal etwas genauer an. Der Anteil derjenigen, die dabei mit ihren Smartphones beschäftigt sind, ist erstaunlich hoch. In einer Zeitung habe ich für diese Menschen neulich die Bezeichnung „Generation Kopf unten“ gelesen. Ihr Blick ist gesenkt und damit blenden sie scheinbar alles aus, was um sie herum passiert.  Große Versicherungen haben bereits zu der „Ablenkung durch Smartphones“ ganze Studien in Auftrag gegeben. Und in manchen Großstädten denkt man schon darüber nach, Bodenampeln zu installieren, damit auch diejenigen bei Rot stehenbleiben, die beim Gehen nach unten auf ihr Smartphone gucken.

Früher war ein gesenkter Blick Ausdruck von Ehrerbietung des Knechtes gegenüber seinem Herrn, vor allem aber der Demut gegenüber Gott. Heutzutage scheinen die Menschen neue Götter zu haben, denn sie verneigen sich demütig vor der neuen Technik. Sie werden scheinbar zu Knechten dieser „Minigötter für die Hosentasche“, mit dem man ja angeblich sein Leben besser im Griff hat: Kontakte, Termine, Mails, Geschäftliches…. sogar die Gesundheit.

Keine Frage: Smartphones sind nützlich und hilfreich. Ich habe auch eins. Aber ich möchte daraus keinen Gott machen. Was wäre das auch für einer, der mich so beansprucht, dass ich nicht einmal mehr mitbekomme, was um uns herum passiert!? Der biblische Gott sagt: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?“ (Jes 40, 26)

Er richtet meinen Blick auf, damit ich die Welt um mich herum wieder wahrnehmen kann. Damit ich nicht blindlinks in mein Unglück, zum Beispiel über eine rote Ampel, renne! Er erinnert mich daran, dass ER diese Welt erschaffen hat und, dass es darin so vieles zu entdecken gibt. Davor neige ich demütig meinen Blick.