Pfingsten

Pfingsten, das ist Turmbau von Babel, nur mal anders rum. Doch der Reihe nach. Turmbau von Babel, der Menschheitstraum am Anfang der Bibel. Wir wollen sein wie Gott, bauen einen Turm bis in den Himmel. Erobern sozusagen sein Wohnzimmer. Als Reaktion schickt Gott die große Sprachverwirrung. Alle hören zwar, was die anderen sagen – aber keiner versteht es. Unzählige Sprachen sorgen für Chaos auf der Himmelseroberungsbaustelle.
An Pfingsten passiert das Gegenteil. Alle Menschen reden in ihrer eigenen Sprache und können auf einmal trotzdem alle anderen verstehen. Dazu kommt noch eine neue Sprache dazu, die Zungenrede. Unverständliche Aneinanderreihung von Tönen, die am Ende doch verstanden und gedeutet werden. Ein schräges Fest.
Viele halten die durcheinanderredenden Christinnen und Christen für besoffen. Immer ekstatischer geht es zu, immer verzückter sind sie vom göttlichen Geist, der komische Dinge mit ihnen veranstaltet. Und das alles unter den verwirrten Blicken der Außenstehenden.
Aber vielleicht würde meiner Kirche ja ein bisschen Feier und Verrücktheit guttun. So was wie die Pfingstbe-Geisterung von damals. Schade, wo der Rausch und die Ekstase der Anfangszeit verloren gehen. Andererseits ist es aber auch ein Glück – besonders dort, wo Begeisterung in Raserei und Irrsinn übergeht.
Gott gießt seinen Geist über den Menschen aus – an Pfingsten, einem seltsamen Fest, das immer noch ein Rest von überschäumendem Gottestraum in sich trägt. Verstörend und begeisternd zugleich.