Das ist mir zu hoch
Jede Woche einmal kaufen meine Frau und ich in einem Laden für Normalverbraucher, die sogenannten kleinen Leute. Das mit den kleinen Leuten darf man allerdings nicht wörtlich nehmen. Die neu aufgestellten Regale sind nämlich viel höher als die alten. Und weil oft selbst ganz oben mehrere Kartons übereinander gestapelt sind, komme sogar ich nur auf den Zehenspitzen dran, und das mit 1 Meter 83, also nicht besonders klein. Wollen die ihre Ware nicht eigentlich an die Kundschaft bringen? Meine Frau erreicht ein Drittel des Sortiments schwer oder gar nicht. Wäre sie auf sich allein gestellt, bliebe vieles im Regal. „Das ist mir zu hoch!“, sagt sie.
„Das ist mir zu hoch!“ Diesen Satz höre ich auch von Menschen, wenn es um das geht, was in Kirchen gepredigt wird. Das kann bedeuten: Mir wird zu viel von oben herab auf mich eingeredet. Mal sehr gestelzt und kompliziert, dann wieder ausgesprochen banal. Aber doch sehr oft so, als wüssten die da oben auf der Kanzel viel besser, vielleicht sogar allein, wo’s lang geht. Und so, als müsste ich so tun, dass es meine eigenen Gedanken, meine Erfahrungen und auch meine Zweifel nicht gäbe oder dass sie keine Rolle spielen.
Was kann ich da antworten? Als schlichter Bankkaufmann komme ich doch auch nicht an die hohen komplizierten theologischen Überlegungen. Aber das für meinen Glauben Entscheidende kommt zu mir herunter. Da muss ich weder meinen Körper noch meinen Verstand verrenken. Das oberste Gebot ist leicht zu verstehen, wenn auch nicht ganz so leicht tun: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.
Gott ist nicht viel zu hoch. Der kommt uns entgegen. Wegducken sollten wir uns allerdings nicht, aber das tun wir ja im Laden auch nicht.