Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel
Der Zweck heiligt die Mittel. Das hat sich offenbar vor kurzem ein Kölner Pfarrer gedacht, als er die Einladung eines Bordellbetreibers angenommen hat. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Etablissements hatte der einen Wohltätigkeitsabend veranstaltet. Dabei übergab er dem Pfarrer eine Spende in Höhe von 8.500,- €. Das Geld sollte einem kirchlichen Projekt für die Arbeit mit Flüchtlingskindern zu Gute kommen. Der Pfarrer hat das Geld zunächst angenommen – und damit eine Welle der Empörung verursacht. Die Kirchenleitung hat von der Annahme der Spende distanziert. Eine solche Spendenannahme sei mit den ethischen Grundregeln der Kirche nicht vereinbar. Die Kirche lege kein Geld in Bereichen an, in denen die Rendite mit Rüstungsgütern, Prostitution, Kinderarbeit oder Ähnlichem erzielt wird. Auch Frauenverbände kritisierten die Aktion als frauenverachtend und frauenfeindlich. Alice Schwarzer stellte sogar das Christsein des Pfarrers in Frage
Inzwischen ist die Spende zurücküberwiesen. Der Pfarrer hat sich öffentlich für sein Verhalten entschuldigt. Er habe unbedacht und naiv gehandelt; eben aus Sorge, das Flüchtlingsprojekt könne wegen Geldmangels nicht fortgesetzt werden. Sicher finden es viele anrüchig, dass der Pfarrer überhaupt der Einladung in ein Bordell folgt. Seine Erklärung dafür ist: er wolle nicht über Prostituierte sprechen, sondern mit ihnen. Damit ist der Pfarrer sicher ganz auf der Linie von Jesus. Auch der ist bei Menschen eingekehrt, die einen schlechten Ruf hatten. „Jesus isst mit Zöllnern und Sündern“, heißt es im Neuen Testament. Darum kann niemand etwas dagegen einwenden, wenn der Kölner Pfarrer das Gespräch mit Prostituierten sucht.
Aber durch die Spende des Bordellbesitzers kam er in ein ethisches Dilemma. „Schmutziges“ Geld annehmen, um etwas Gutes zu ermöglichen? Das geht nicht! Die Kirche und viele andere gemeinnützige Institutionen sind auf Spenden angewiesen. Klar. Aber es gibt Grenzen. Darum hat sich Kirche Regeln auferlegt, was das Einwerben von Spendengeldern angeht. Menschen in Notlagen – und dazu zählen Frauen, die sich prostituieren müssen – dürfen niemals instrumentalisiert werden. Auch nicht für einen guten Zweck. Der Zweck heiligt eben nicht alle Mittel.