Von der Nützlichkeit des Nutzlosen
Wie gut, dass wir Menschen so erfinderisch sind. Da ist zum Beispiel eine Künstlerin, die sich Sorgen macht um Menschen mit Kunstentzug. Sie bietet an, die Leute mit Kunst zu versorgen, und zwar per Post. Jeder gibt für das Care-Paket, was er okay findet. Ein super Service, finde ich. Klar gibt es Dinge, die fürs Leben notwendiger sind – Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf. Aber das allein genügt nicht.
Eine Frau, die als Kind den letzten Krieg erlebt hat, erzählt mir von den armseligen Weihnachtsfesten damals. Als der Krieg vorbei war, fragte die Mutter sie: Was wünschst du dir denn vom Christkind? Und das Mädchen erwiderte voller Inbrunst: Ich wünsch‘ mir was Unnützes!
Dieser Wunsch gefällt mir! Er zeigt, dass wir mehr brauchen als Essen und Trinken: Schönheit, Natur, ein gutes Buch, Liebe, Gemeinschaft, Musik, oder eben auch ein Kunstwerk, das uns schwelgen lässt oder zum Nachdenken bringt…
Ja, eine Unterversorgung mit Kultur kann krank machen. Und es ist kein bisschen übertrieben, für die schönen Dinge des Lebens zu sorgen. Das fand übrigens schon Jesus. Einmal kommt eine Frau zu ihm, packt ein Fläschchen Öl aus und salbt ihn damit. Die Leute drum herum halten das für absolute Verschwendung – so kostbares Öl! Man hätte es für einen Batzen Geld verkaufen und Sinnvolleres damit anfangen können! Jesus findet diese Einwände kleinlich und selbstgerecht. Er freut sich über das kostbare Geschenk. In den Augen der anderen pure Verschwendung, für ihn eine Geste der Liebe.