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Hygiene

„Fünf Faasenachtsküchelscher bitte – aber nicht mit der Hand anfassen!“ sagt die Kundin vor mir in der Bäckerei. Die Verkäuferin  guckt verdutzt – das hatte sie wohl nicht erwartet. Dann steckt sie die Gebäckteilchen mit einer Zange in die Tüte. „Handschuhe haben wir nicht“, sagt sie und guckt die Kundin entschuldigend an. Mir wirft sie anschließend einen vielsagenden Blick zu.

Klar: Hygiene ist wichtig. Das will ich überhaupt nicht bestreiten. Aber trotzdem glaube ich, dass es auch ein Zuviel an Hygiene gibt. Denn: Zu viel davon schadet letztlich mehr als es nützt. Und totale Hygiene ist ohnehin nie erreichbar. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen. Denn wir sind immer noch Wesen aus Fleisch und Blut. Und als solche haben wir jeden Tag – zum Glück – unzählige Körperkontakte, ohne dass wir uns mit Handschuhen oder Mundschutz absichern. Partner, Kinder, Kollegen, Fremde irgendwo im Menschengewühl – da geschieht es zwangsläufig, dass wir uns näherkommen, gewollt und ungewollt.

Und gerade jetzt teilen sich viele Menschen auf den diversen Fastnacht-Partys auch wieder einen Schoppen. Und bei Gebäck soll das plötzlich aufhören? Da ist auf einmal nackte Haut nicht mehr sexy?

Ich bin da nicht so pingelig. Für mich liegt im Weitergeben von Lebensmitteln mit der bloßen Hand etwas Elementares. Es erinnert mich an die Bitte um das tägliche Brot aus dem Vaterunser. Und es macht mir klar, wie wichtig das Geben und das Empfangen für mein Leben sind.

Hände sind ein Sinnbild dafür. Auch ohne Handschuh.