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Tagesordnung

Die junge Frau geht zur Vorsorgeuntersuchung bei ihrer Gynäkologin. Die Ergebnisse sind, wie immer, hervorragend. Sie atmet kurz auf und geht dann direkt zum Alltag über. Eine andere stößt sich den Kopf an der spitzen Ecke einer Küchenschranktür: heftig blutende Platzwunde. Ihr Mann fährt sie sofort in die Notaufnahme. Dort wird festgestellt, dass eigentlich außer einer Beule nichts ist. Gleich danach geht sie wieder ins Büro.

Wie oft gehen wir zur Tagesordnung über, wenn ein kleines Malheur, ein Unfall oder eine Untersuchung glimpflich ausgegangen sind? Natürlich muss man nicht aus jeder Kleinigkeit ein Riesentheater machen. Aber immer nur weitermachen, als sei nichts gewesen, ist auch nicht gut. Manchmal ist es wichtig, dass die Seele Zeit hat nachzukommen. Manchmal darf man seine Erleichterung auch feiern.

Wenn die Computertomografie, vor der man gezittert hatte, ohne Befund ist, kann man sich zum Beispiel ein schönes Musikstück auflegen, das Lieblingsessen kochen, ein Eis essen oder ausgehen: Hey, ich bin am Leben! Der Jahrestag der überstandenen Operation ist wie ein zweiter Geburtstag oder mein persönliches Ostern: Auferstehung mitten im Alltag. Das nicht zerschmetterte Rückgrat, der heil gebliebene Fuß, eine Wunde, die sich keimfrei schließt …. alles ein Grund zur Freude.

Die meisten Katastrophen finden gar nicht statt – wunderbarerweise geht es einem selbst und den Lieben manchmal richtig gut. Und das ist doch eine fabelhafte Gelegenheit, das Leben ganz bewusst zu feiern. Nicht später. Sondern jetzt, sofort!