Warum?
„Warum machen wir das eigentlich alles?“ Es ist Sonntagmittag und ich telefoniere mit einer Freundin. Stressiger Beruf, Sonderschichten, Bereitschaftsdienste, Familie und jetzt besprechen wir auch noch die Vorbereitung des Krippenspiels zum Heiligen Abend. Unser Alltag, das merken wir, ist immer komplizierter geworden und so kommt sie irgendwann, die Frage: „Warum machen wir das eigentlich alles?“
Warum – die Frage stelle ich mir auch immer wieder ganz persönlich. Warum mache ich das? Und ich frage mich nach meiner Motivation und auch nach meinem Ziel. Als Pfarrerin frage ich mich dann natürlich auch nach meiner Mission, dem Grund meines Handelns.
Wenn mir hingegen der Kollege diese Frage stellt, dann fühle ich mich schnell kontrolliert. „Warum hast du das eigentlich gemacht?“ Und sogleich versuche ich mich zu rechtfertigen und zu argumentieren, warum das genau richtig war, oder warum es scheinbar nicht anders ging.
Natürlich frage ich mich auch häufig, warum andere Menschen genau das machen oder sagen, was sie sagen. Ist es Strategie oder einfach nur Unbedarftheit?
Als meine Kinder klein waren, haben sie sich gerne ein Spiel daraus gemacht, aus dem „Warum“ und ein Warum folgte dem anderen und wenn meine Weisheit längst am Ende war, war immer noch ein „Warum“ übrig.
Auf der Suche nach den letzten Gründen – auf der Suche nach dem Grund, auf dem ich stehen kann.
Auf der Suche nach diesem Grund war auch Martin Luther vor über 500 Jahren und er hat ihn für sich gefunden im Glauben, in der Liebe und in der Freiheit eines Christenmenschen. Und wusste sich gehalten und gegründet in einem Gott, der größer ist als er und der sich doch als Mensch zu erkennen gegeben hat, ein menschliches Gesicht bekam.
Warum? könnte man fragen, und eine Antwort wäre: weil Gott die Liebe ist und aus Liebe Freiheit erwächst.
Darum feiern wir morgen auch Reformationsfest und an der Saar sogar zum 450. Jubiläum. Inzwischen wird auf dieser Feier auch der Saarländische Freiheitspreis verliehen, weil Liebe und Freiheit untrennbar zusammenhängen. In diesem Jahr ist es die frühere saarländische Ministerin Christiane Krajewski, die für ihr vielfältiges Engagement geehrt wird, insbesondere für ihre Arbeit für die Special Olympics. Inklusion und Teilhabe sind wertvolle Aspekte von Freiheit.
„Warum machen wir das eigentlich alles?“ für meine Freundin und für mich ist klar, warum wir uns auch dieses Jahr wieder in die Vorbereitungen für ein Krippenspiel stürzen: Weil an Weihnachten Gott für uns ein Gesicht bekommt und weil wir genau darin die Liebe spüren, die wir täglich versuchen, in Freiheit weiterzugeben, in unserem Beruf, in Sonderschichten, Bereitschaftsdiensten und unseren Familien.
Hier geht es zur ARD-Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-30-10-2025/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTU5ODUy