Seelenwaage

Das Gewicht der Seele – 21 Gramm. Das zumindest behauptet Duncan MacDougall. Der amerikanische Arzt hat Sterbende gewogen, unmittelbar am Übergang vom Leben zum Tod. Dabei haben die Patienten Gewicht verloren, im Schnitt 21 Gramm. Eben so viel, wie die Seele wiegt. Doch so ganz überzeugt hat er nicht mit seiner Theorie. Zunächst schwanken die Werte gewaltig, mal waren es nur 8 Gramm, ein anderes Mal 35.
Klar, so könnte man verteidigend sagen, jeder Mensch hat nun mal mehr oder weniger Seele in sich. Dazu kann man sich viele andere Gründe denken, die zu den Gewichtsschwankungen führen könnten. Das Hauptproblem ist aber wohl, dass die Seele in dieser materiellen Form einfach nicht greifbar ist. Für Naturwissenschaftler vom Schlag eines MacDougall ist so was schwer zu begreifen. Sie lässt sich nicht aufspüren im Körper, nicht operieren und eben auch nicht wiegen.
Damit wollte sich MacDougall nicht zufriedengeben. Denn sein zweites Missverständnis: nur, wenn etwas materiell da ist oder einfacher gesagt, es sich wiegen lässt, gibt es das überhaupt. Schließlich hätte er doch so gern die Seele als menschliches Organ bewiesen.
Aber leider wird er für seinen Versuch heute belächelt. Denn wenn es diese Seele gibt, dann als einen geheimen Ort tief in uns drin, nicht messbar, medizinisch nicht beweisbar. Dafür aber als geheimer Ort unseres eigentlichen Ichs. Dort, wo sich entscheidet, wer wir tatsächlich sind. Ein spannender Ort, unsere Seele, mit vielen unentdeckten Facetten. Nur eins, das scheint klar: 21 Gramm wiegt sie bestimmt nicht.