Dicke Luft

Dicke Luft – das kennen Sie sicherlich. Da gibt es einen Streit, manchmal nötig, manchmal überflüssig. Es fällt ein falsches Wort zur falschen Zeit. Es gibt unterschiedliche Meinungen, die aufeinanderprallen. Die eine ärgert sich über den anderen; und es wird endlich Zeit dafür, den Ärger nicht mehr runterzuschlucken, sondern rauszulassen. Manchmal platzt er regelrecht raus, manchmal kann man noch so einigermaßen an sich halten.
Aber wie auch immer: nun ist der Streit da. Man kann es förmlich spüren, wenn die Stimmung gereizt ist. Die Nerven sind angespannt, die Luft ist zum Schneiden, man könnte an die Decke gehen oder auf die Palme. Und noch mehr: Man sieht rot oder einem platzt der Kragen. Unsere Sprache hat viele sprechende Beschreibungen für das, was da gerade geschieht. Wir spüren Ärger körperlich und er lässt uns nicht in Ruhe.
„Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht. Er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben“, hat ein Schriftsteller einmal gesagt. Wie wahr! Ein Gewitter kündigt sich häufig an, kommt mit Macht und verzieht sich wieder, hinterlässt häufig keine Spuren. So ist es mit gutem Streiten, mit gutem Ärger auch. Er kann zwar mit Macht hereinbrechen, aber er sollte keine Zerstörung hinterlassen. Er soll die Luft reinigen und die dicke Luft vertreiben, aber nicht die Gemeinschaft vernichten. Er soll Unterschiede und Verschiedenheiten klar benennen, aber uns nicht auseinanderbringen.
Dicke Luft – natürlich gibt’s die. Dann kann ein kurzes Gewitter für klare Sicht und einen Neustart sorgen.