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Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder

„Ich helfe Dir, die anderen weinen alle.“ Ein kleines Mädchen sagt diese Worte auf einer Beerdigung zu mir. Auf dem Weg von der Friedhofskapelle zum Friedhof gehen wir gemeinsam hinter dem Sarg her. Darin liegt der Patenonkel des kleinen Mädchens.

Ganz sanft rutscht die Hand der Kleinen in meine. „Wir werfen jetzt alles mit ins Grab, was der Pati geliebt hat“, sagt sie und drückt meine Hand. Diese unvoreingenommene Tapferkeit der Kleinen durchströmt mich. So zugewandt und offen – gerade in dieser traurigen Situation.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder!

Dieser Vers aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom geht mir durch den Kopf, wie wir da hinter dem Sarg her zum Grab gehen. Für das Mädchen ist klar: Wenn alle anderen so traurig sind, dass sie weinen müssen, dann muss sie eben der Pfarrerin helfen. Damit die das nicht ganz alleine machen muss. Damit die auch jemanden hat, der ihre Hand hält und ihr beisteht. Auf mich wirkt es, als ob die Kleine spürt, dass das hier nicht das Ende ihres Patenonkels ist. Dass es weitergehen wird und dass sie gerade daraus ihre Kraft zieht.

In Kindern ist er noch so deutlich, dieser tragende Geist Gottes, denke ich. Bestimmt vermisst das Mädchen ihren Patenonkel. Aber die Kleine ist eben auch froh mit all dem, was ihr „Pati“ geliebt hat und was sie ihm jetzt mit ins Grab geben möchte.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder!

Das gilt nicht nur in solchen Ausnahmesituationen wie dieser auf dem Friedhof. Wenn wir einen lieben Menschen zu Grabe tragen müssen. Auch im ganz normalen Alltag kann der Geist Gottes antreiben. Mit seiner Hilfe könnte ich vielleicht den Ärger aus dem Gesicht des Mannes zaubern, der mürrisch auf den verspäteten Bus wartet. Er sieht so unzufrieden aus, kann wohl gar nicht sehen, dass er auf diese Weise Wartezeit gewinnt. Zeit, um mit den anderen Wartenden ins Gespräch zu kommen. Und wenn sie sich bloß darüber unterhielten, dass der Bus zu spät ist. Geteilter Ärger ist nur halb so schlimm: „Guten Morgen, es ist immer noch besser zu warten, als den ganzen Weg laufen zu müssen, oder?“ Ob der Mann anders in den Tag sehen, wenn ich ihn so ansprechen würde? Freundlich sein – das ist eine Gabe, die auch aus dem Geist Gottes entsteht. So kann ich Verständnis aufbringen, ein hilfreiches Wort aussprechen, anstatt es runterzuschlucken. Dem wartenden Mann ein Lächeln statt dem mürrischen Blick ins Gesicht zaubern.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder!

Oder ich bleibe neben der alten Frau auf der Straße ein wenig länger stehen, anstatt sie nur schnellen Schrittes zu überholen. Vielleicht redet sie ja mit mir, wenn sie spürt, dass sie nicht allein ist. Sonst verschnauft sie hier am Berg immer an die Hauswand gelehnt – allein. Geht’s? Kann ich helfen?“ Diese kurzen Fragen könnten ja schon helfen, ein kurzes Gespräch zu beginnen. Vielleicht wechseln wir dann nur drei oder vier Sätze, vielleicht wird eine längere Unterhaltung daraus. Wer weiß?

Der Phantasie im Alltag sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die gewohnte Routine zu durchbrechen und den Geist Gottes wirken zu lassen. Gott hat um unsretwillen den Geist nicht für sich behalten – wie so ein vorbehaltloses, dem Leben zugewandtes Kind möchte er uns anstecken. Uns, die wir alle einfach offen den anderen zugewandt sein dürfen – wie Kinder eben.

Ich wünsche uns allen, dass der Geist Gottes uns treiben möge. Jederzeit. Überall.