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Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

„Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ So lautet die erste Frage des Heidelberger Katechismus von 1563. Ein alter Text aus der Zeit der Reformation. In 129 Fragen und Antworten erklärt er das Christsein. Das Entscheidende steht gleich zu Beginn: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin.“

Diese Worte standen früher auch auf den Konfirmationsurkunden meiner Gemeinde. Bei Jubiläen zeigen mir die diamantenen oder eisernen Konfirmandinnen und Konfirmanden gerne ihre alten Urkunden mit diesem Text. Weil in diesem Jahr Reformationsjubiläum ist, habe ich den Text mal mit meinen jungen Konfirmanden bearbeitet. Besser gesagt: ich hab’s versucht. Aber die Worte sind ihnen fremd geblieben.

Natürlich haben Jugendliche auch heute Angst, Sorgen und Nöte. Und auch sie suchen Trost. Viele finden ihn in der Familie und bei Freunden oder sie auch in den sozialen Netzwerken. Gott oder den Glauben haben die aktuellen Konfirmanden jedenfalls als Trost genannt. Meine alten Jubel-Konfirmanden haben einiges erlebt und erlitten in ihrem Leben: Sie haben ihr Glück gefunden und wieder verloren, haben Partner, Kinder und Enkel erlebt. Sie haben Leid und Schmerz durchlitten, liebe Menschen an den Tod verloren und ihm vielleicht selbst schon einmal ins Gesicht gesehen.  So haben sie nach und nach viel an Erfahrung gewonnen.  Und haben erfahren, dass sie manchmal einen besonderen Trost brauchten, um durchzuhalten und das Leben zu ertragen.

Dann erst, wenn ich diesen Trost durch den Glauben selbst erfahre, füllt sich der Glaubenssatz des Heidelberger Katechismus mit Leben. Erst dann wird aus einer alten Urkunde zur Konfirmation ein Zeugnis des Glaubens – und eine Möglichkeit, Trost zu finden. Darum habe ich in diesem Jahr diese alte Tradition meiner Gemeinde aufgegriffen und meinen Konfirmanden diesen Text auf ihre Urkunden gedruckt. Damit sie eines Tages, wenn sie einen besonderen Trost brauchen, sagen können: „Was mein einziger Trost im Leben und im Sterben ist? Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin.“